SRG Jam
neue Musik, Singles, Alben
Whitney Houston - The Concert For A New South Africa (Durban) (Album der Woche)
Wenn ein musikalisches Jubiläum ansteht, werden stets aufwendige Neuauflagen alter oder auch jüngerer Schätzchen dazu veröffentlicht. Ob das immer so sein muß, lässt sich lange und ergebnisloffen diskutieren. Dieses Release aber ist auf jeden Fall erfreulich: Im November 1994 gab die US-amerikanische Sängerin Whitney Houston drei Konzerte in Südafrika, eines davon in Durban. Zu 30-jährigen Jubiläum gibt es nun das Konzert in Durban als Tondokument. Ja, die Hits sind drauf, aber das nur am Rande.
Paula Carolina - Extra (Album der Woche)
Extra ist das Debütalbum von Paula Carolina: rotzig ohne hingerotzt zu klingen, stattdessen durchdacht bis zum letzten Ton und Wort. So wird NDW in den Indie-Pop des Jahres 2024 transferiert ... aber das greift natürlich zu kurz.
Gia Ford - Transparent Things (Album der Woche)
Der distanzierte Blick von Aussen findet seinen Ausdruck in Texten und Stimme. Gia Fords Debutalbum "Transparent Things" ist unser Album der Woche. Es schenkt uns angenehme Songs mit atmosphärisch zurückgenommen Pop-Phasen und Gitarrenmelodiesprengseln.
David Gilmour - Luck And Strange (Album der Woche)
28 sounds to escape - Absolute Latitude (Album der Woche)
Veigh Marlow - Why (EP der Woche)
Auf ihrer zweiten EP präsentiert Veigh Marlow aus Hamburg 5 Songs, die sofort ins Ohr gehen. Einprägsame Melodien, mal mit kraftvoller Stimme (Dripstone Cage), mal sanft zurückgenommen gesungen (A Hundred Vivid Memories), eingetreute rotzige-verzerrte Indiegitarren werden getragen von Akkustikriffs und einen tollen Popsong gibt es auch (A Million Dollar Days).
Christian Kjellvander - A Talk On A Walk (Interview engl.)
On 11 May 2024, the swedish singer and musician Christian Kjellvander made a guest appearance at the Nörgelbuff in Göttingen. He brought his latest album ‘Hold You Love Still’ with him. Andreas Goos went for a little walk with him and talked to him about his music, lyrics and inspirations. (Interview in English)
Am 11. Mai gastierte der schwedische Sänger und Musiker Christian Kjellvander im Göttinger Nörgelbuff. Im Gepäck hatte er sein aktuelles Album "Hold You Love Still". Andreas Goos hat mit ihm einen kleinen Spaziergang gemacht und sich mit ihm zu seiner Musik, seinen Texten und Inspirationen unterhalten. (Interview in englischer Sprache)
Monk's Casino (Interview)
Die Berliner Jazzband Monk's Casino hat es sich zur Aufgabe gemacht, das komplette Repertoire des Jazzpianisten Thelonius Monk neu zu interpretieren. Das machen sie je nach Zeit und Laune auch mal komplett an einem Abend. Im Mai war das Quintett im Esel in Sülbeck und hat dort an zwei Abenden das Komplettprogramm gespielt. Andreas Goos hat Monk's Casino zu einer Gesprächsrunde getroffen.
Catherine Graindorge - Songs For The Dead (Interview)
Die belgische Künstlerin Catherine Graindorge beschäftigt sich auf ihrem aktuellen Album Songs For The Dead mit Leben, Tod und Vergänglichkeit. Dabei verwebt sie die Geschichten von Joan Burroughs und Eurydike miteinander. Musikalisch unterstützt wird sie von Simon Ho, Pascal Humbert und Simon Jones.
Laura Carbone - The Cycle (Album der Woche)
Für Veränderung gibt es viele Begriffe, Metamorphose ist einer davon. Mit einem Schritt zurück sehen wir, wie Veränderungen eingbettet sind in größere Zusammenhänge und Kreisläufe. In den 13 Titeln ihres neuen Albums The Cycle bewegt sich Laura Carbone auf einer Heldinnenreise durch den Jahreszyklus, nach dem alles wieder von vorne beginnt. Die Songs sind mal zurückhaltend und ruhig, mal orchestral, aber sie schwingen sich auch schmerzvoll auf, wie in "i miss the soft touch of rain". Am Anfang ist die Nacht, am Ende kommt der Morgen, Zusammenhänge erschliessen sich uns beim ausgiebigen durchgehenden Hören. (AG)
Nichtseattle - Haus (Album der Woche)
Alligatoah - off (Album der Woche)
Ende vergangenen Jahres verabschiedete er sich mit einem Knall. Auf dem letzten Konzert seiner Tour fiel nach einer orchestralen Version seines Songs „Trauerfeier Lied“ der Vorhang – wie bereits 2013 im Musikvideo zu eben diesem Lied mit einem Grabkreuz und der Aufschrift „2023“ angekündigt. Das Ableben der Kunstfigur „Alligatoah“ war nun also offiziell. Vermeintlich. Denn 2024 sendete der in der Nähe von Cuxhaven geborene Rapper wieder ein Lebenszeichen – vom Mond. Dort möchte er nämlich von allem irdischen Abstand gewinnen, daher heißt sein bereits siebtes Album auch „off“. Ebenso Abstand gewinnen will Alligatoah von seinem altbekannten Genre. Statt Rap und Hip-Hop verschreibt er sich auf „off“ nun dem Metal. Doch Alligatoah wäre nicht Alligatoah, wenn er nicht auch hier variantenreich agieren würde. So gibt es auf dem Album ein Feature mit Fred Durst, Frontamnn von Limp Bizkit, aber auch eine Coverversion vom No Angels-Song „Daylight in your eyes“. Thematisch beschäftigt sich Alligatoah vor allem mit den Auswüchsen des menschlichen Egos und mit dem Wunsch von allen in Ruhe gelassen zu werden. So wie es eben nur auf dem Mond möglich ist. (NM)
Francis Of Delirium - Lighthouse (Album der Woche)
Ederlezi - s/t (Album der Woche)
"There's a black river, crossing through your veins" heißt es im Song "Run Run Run". Der schwarze Fluss ist die Reuachdroge und der Song umspannt den Kreis von Abhängigkeit, Befreiung und Angst vor einem Rückfall.
Auf einem Fluß lebt auch das Duo Edelezi (Hannah Nicholson und David Page), nämlich im Hausboot Ederlezi auf der Themse. Musikalisch reisen sie in die 50er und 60er Jahre, etwas Morricone, etwas mehr Scott Walker und noch viel mehr Ideen, die sie selbst einfliessen lassen. Betörend schöne Duettpassagen und psychedelische Gitarrensoli treffen auf Spaghetti-Western. Ihre Themen sind allerdings überhaupt nicht aus der Zeit gefallen oder gar eine Flucht in die Vergangenheit. "Buried Words" etwa beschäftigt sich mit Black Lives Matter.
Passend zur Jahreszeitenwechsel erscheint das selbstbetitelte Album Ederlezi im März und feiert, wie der Feiertag Ederlez, den Beginn des Frühlings.
And Also The Trees - Mother Of Pearl Moon (Album der Woche 2024 KW9)
The Bony King of Nowhere - Everybody Knows (Album der Woche)
Auf seinem ersten Album seit 2018 schenkt uns Bram Vanparys alias The Bony King of Nowwehre 11 Titel, die sich auch mit vertrackten Arrangements sofort ins Ohr schmiegen.
Mayuko - Songs To Whistle When Strolling The Abyss (Album der Woche)
Vera Sola - Peacemaker (Album der Woche)
YĪN YĪN - Mount Matsu
Arlo Parks - My Soft Machine (Album der Woche)
Arlo Parks hat bereits im Mai 2023 ihr zweites Album My Soft Machine veröffentlicht. Jetzt folgt eine Digital Deluxe-Verion mit sechs Extra-Songs. Auf My Soft Machine hören wir auch soundmässig softe Titel. Sehr entspannt wandert Arlo Parks zwischen sanftem Hintergrund-Klang und einprägsamen Fixpunkten. In ihren Texten thematisiert sie Themen aus ihrem Lebensumfeld einer Mitzwangigerin, die in eine Tiefe gehen, die die Entspannung in ihrer Musik nicht erwarten lässt: Drogenmissbrauch undposttraumatische Belastungsstörung sind nur zwei davon. Die Soft Machine ist der menschliche Körper, aus dessen Perspektiven das Leben wahrgenommen, empfunden, ertragen wird.
Die Coveralben von Melanie Mau und Martin Schnella sind Garanten füe eine gelungene Mischung aus virtuosen Akkustik-Prog und vertrauten Melodien. Kansas, Genesis oder Phil Collins als Vertreter der sogenannten Classic Rock Generation stehen in einer Reihe mit TripHop Pionier Tricky oder zeitgenössischem Metal (im weitesten Sinne!) von Opeth und Leprous.
Spunsugar - A Hole Forever (Album der Woche)
Dolly Parton - Rockstar (Album der Woche)
Dieses Album trägt nicht nur den "Rock" im Namen, es ist auch selbst ein Fels: Mit 30 Titeln hat die als Countrysängerin bekannte Dolly Parton ihr erstes Rockalbum vorgelegt. Sie präsentiert auf Rockstar neue eigene Songs, aber auch eine Menge Cover aus der Pop-und Rockgeschichte mit Songs von Queen, Prince oder Blondie. Das macht sie gemeinsam mit z.T. den Originalinterpret*innen, wie Joan Jett, Sting und Melissa Etheridge. Veröffentlicht wird das Album auch mit einem Augenzwinkern: Da Dolly Parton in die Rock'n Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, wollte sie auch endlich ein Rockalbum veröffentlichen.
The Kills - God Games (Album der Woche)
12 Songs in gewohntem und doch wieder anderem Kills-Gewand: God Games ist das sechste Studioalbum des Duos Jamie Hince (US) und Alison Mossheart (UK). Diesmal klingen sie weniger gitarren-dominiert, mit druckvollen Synthiebässen und ordentlich Hall und Echo.
Azul Balam - Caminos (Album der Woche)
CHAI - s/t (Album der Woche)
Celina Bostic - Nie wieder leise (Album der Woche)
Ein rundum gelungenes Debüt ist Nie wieder leise von Celina Bostic. Klatschen, Wortsamplebeats, Body-Percussion, Summende Loops, Schnalzen: Eine Menge Celinas schwirren durch die Songs mit sehr aktuellen Themen wie Black Lives Matter, eigene Widerstandskraft (Resilienz) oder Muttersein (ABB Afterbabybody) und das immer empowernt. Der Albumtitel bringt es auf den Punkt: Nie wieder leise!
Eingerahmt werden die 10 Songs durch kurze Interludes mit Aufnahmen aus einer verbalen Liebesdusche ihrer Herzensmenschen.
"Komm pack die Koffer mit warmen Gedanken an zuhaus und wenn uns kalt ist auf dem Weg packen wir sie aus. " singt Celina Bostic in Winter, dem ruhigsten Moment des Albums. Ohne Beat, ein Chor und Lippenberührungsklänge, zart wie Schnee, ein Blick in eine andere Kälte ein menschliche Kälte und Einsamkeit. „Schweigen tut weh", das eigene Schweigen, aber auch das Schweigen der Freunde. Und das sind wir, die wir leider immer wieder gesagt bekommen müssen, dass wir den Mund haben, um ihn aufzumachen.
Vor der Resignation kommt die Resilienz. Gerade deshalb gibt es dieses Album, auf dem nicht geschwiegen wird. Danke dafür.
Artur & Vanessa - s/t (Album der Woche)
Dekel - Desert Moon (Album der Woche)
Die israelische Musikerin Irit Dekel bringt mit Desert Moon ihr zweites Soloalbum heraus. Sie sieht als musikalische Köchin und bereitet "sehr grosse heisse Suppe. Alles, was ich habe, gebe ich in einen grossen Topf und koche es." Heraus kommt eine wohlschmeckende Speise aus Pop, Folk, Indie und sieh bezieht sich auf Songwriterinnen der jüngeren und älteren Musikgeschichte wie Keren Ann und Joni Mitchell. Dekels Songs klingen mal heiter mal melancholisch aber nicht immer deckt sich die lyrische Stmmung mit der musikalsichen. Zum Grundrezept gehören ihre Stimme und ihre Gitarre, drumherum köcheln ihre Zutaten, mit denen dezent oder eher: sanft, abgeschmeckt wird.
Syd & Singer - Gates (EP der Woche)
Musik zu Bildern, die es noch nicht gibt, vielleicht irgendwann, in Filmen, aber im Kopf sind sie natürlich schon sofort da. Gates bietet vier instrumentale Stücke, die zwar Popsong-Länge haben, aber ihre eigene unpoppige Komplexität entfalten, filmische Passagen, die sich Zeit lassen, imaginäre Szenenwechsel werden in ihren Stimmungen begleitet. All das wird wie von allein in innere Bilder umgesetzt. Azhar Syed (Vimes, Albert Luxus) und Matthias Sänger (Albert Luxus, Wellness) haben zwei Jahre an dieser Platte gearbeitet, bei uns ist sie die EP der Woche.
Bebel Gilberto - João (Album der Woche)
Zwei Namen zieren das Cover dieses entspannten Bossa Nova albums: Bebel Gilberto, die Tocher und João, der Vater. Bebel hat eine Hommage an ihren 2019 verstorbenen Vater aufgenommen, mit einigen bekannten Werken wie Desafinado, aber auch unbekanntere Songs, die Ihr Vater für sie komponiert hat. (AG)
Hollie Cook - Happy Hour in Dub (Album der Woche)
Bei Temperaturen, die nicht dazu anregen, sich aufzuregen oder sich am Ende noch zu bewegen ist Dub möglicherweise eine ideale Begleitmusik. Serviert wird sie in dieser Woche von Hollie Cook, die im Umfeld von englischer Pop/Punk/Reggae-Musik aufgewachsen ist. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie Ihr Album "Happy Hour", dass sie jetzt in konsequenter Dub- Bearbeitung vorlegt: Happy Hour In Dub also. Die Beats schwimmen weg, kommen zurück und überlagern sich und wir können uns träge darin treiben lassen, getragen vom Bassfundament, umspielt von Gesangsfrangmenten, alles ganz entspannt, nur keine Hektik. Let's Dub. (AG)
Margaret Glaspy - Echo The Diamond (Album der Woche)
Greta van Fleet - Starcatcher (Album der Woche)
Classic Rock im 21.Jahrhundert: Frisch produziert, aber mit deutlichen Anleihen in der Geschichte des Rock ist das neue Album "Starcatcher" des US-amerikanischen Quartetts Greta Van Fleet. Wir folgen ihm in ihre märchenhafte Wüste und haben die Platte als Album der Woche im Gepäck. (AG)
Lacoda - Fear No Ghost (Album der Woche)
Vom Start mit Panne bis zum Ankommen in sich selbst: Als musikalisches Roadmovie in kleinen Kurzgeschichten konzipiert ist das neue Album "Fear No Ghost" der Berliner Musikerin Lacoda. Bei uns ist es das aktuelle Album der Woche. (AG)
Dudu Tassa & Jonny Greenwood: Jarak Qaribak (Album der Woche)
Dudu Tassa ist ein israelischer Musiker mit irakisch-ägyptischer Familiengeschichte, Jonny Greenwood ist bekannt als Radiohead-Gitarrist und Solokünstler. Jarak Quaribak ist ihr länderübergreifendes Projekt mit Sänger*innen aus Dubai (Safae Essafi), Ägypten, Palästina (Nour Freteikh), dem Libanon (Rashid al-Najjar) oder dem Irak. Die Songs sind ältere Kompositionen und Traditionals z.B. aus dem dem Jemen, Marokko (Lhla Yzid Ikhtar) oder Algerien. Ein Projekt, das die musikalischen Verbindungen im Nahen Osten und Nordafrika ergründet und präsentiert, mit Beteiligten aus Ländern, die politisch untereinander z.T. sehr komplizierte Situationen haben. (AG)
Loupe - Do You Ever Wonder What Comes Next? (Album der Woche)
Aus Amsterdam kommt das Quartett "Loupe. Ihr neues Album "Do You Ever Wonder What Comes Next?" handelt genau von dieser Frage. Textlich und musikalisch warten wir ab, ob sie eine Antwort für uns haben. Ihr Sound ist filigran und kraftvoll, sie lassen sich Zeit und kommen doch rechtzeitig auf den Punkt in ihren 13 Indiepop-Songs.
Drei der Musiker*innen waren bereits in der Band Dakota aktiv. (AG)
Brass Riot - Never Acting Story (Album der Woche)
Ob Brass Riot eine wütende Band sind, lässt sich dikutieren. Politisch sind sie allemal, auch wenn sie keine Texte haben. „Brass“ ist ein Wortspiel aus der deutschen Bedeutung „Wut“ und „Brass“ als Oberbegriff für Blechblasinstrumente. Die haben sie zwar nicht im Portefolio, aber zwei tolle aufeinander eingespielte Saxofone, von denen eins die höheren Melodietonlagen bedient und das andere die nicht weniger melodiösen Bassläufe. Das Schlagzeug ist durchgängig tanzbar und mit ein bisschen Elektronik ist das Album The Never Acting Story auch schon fertig. Woher kommt die Politik? Die Lüneburger Band hat sich im Umfeld der Klimabewegung gegründet und spielt fleissig z.B. bei Fridays for Future Demos. Dort passen sie ebenso gut wie bei Jazzfestivals oder der Fusion. (AG)
Brass Riot - Never Acting Story (Album der Woche)
Frau Pauli - Digitale Gefühle (Album der Woche)
Frau Pauli selbst nennt es „Postpandemie-Pop“, thematisiert aber nicht nur Erfahrungen während der Lockdowns, der Zeit dazwischen und danach.
Die erste Single des Albums, Die Gefühle sind weg, behandelt die Unlust, nach der langen Lockdownpause in der Kulturszene überhaupt wieder künstlerisch tätig zu werden, Bester Verlierer der Stadt ist ein Blick auf die örtliche Musikszene. Kalina beschäftigt sich mit Folgen aus vergangenen und gegenwärtigen Kriegen und ist den Menschen in der Ukraine gewidmet. Es reiht sich in die Songs von Frau Pauli ein, die sich auf den Vorgängeralben mit aktuellen politischen Situationen auseinandersetzen, wie An den Grenzen (Vorbei, Vorbei 2020) oder Melanie (Ganz großes Tennis 2018).
Musikalisch ist das Album eine breite Paltte von Instrumenten, Arrangements und Sounds, für die sich einmal mehr Max Remmert (Alter Kaffee) mitverantwortlich zeichnet. Er bildet mit Frau Pauli ein Produktionsduo, dass sich über 3 Alben, eine EP und diverse Live-Auftritte bewährt hat. (AG)
Temples - Exotico (Album der Woche)
Sommer-Trip zu exotischen Tempelanlagen
Temples sind nach vier Jahren kreativer Schaffenspause mit ihrem vierten Album Exotico zurück im Urlaub. Die vierköpfige Band rund um Sänger und Gitarrist James Bagshaw und Bassist Tom Walmsley besucht für die 16 neuen Stücke die alten Hallen der Popindustrie. Auf dem gefälligen Fundament bauen sie ein Gerüst von tragfähigen Alternative-Rock-Klängen, verkleidet in psychedelischer Dämmung und veredelt mit orientalischen Stuckaturen. Retro und entfernt klingt nicht nur das Outfit und der Gesang von Frontman Bagshaw, sondern auch die gesamte Platte, in die sich futuristische Synthi-Sounds immer wieder einzuschmuggeln wissen. Produzent Sean Ono Lennon sorgt dafür, dass die Jahrzehnte ineinandergreifen. Nichts für Pauschalreisende; Sommergelage und Individualtrips werden jedoch durch Cicada, Gamma Ray und Meet Your Maker bestens musikalisch begleitet. Verschnaufpausen bieten die instrumentalen Zwischenstücke. (SH)
Alex Lahey - The Answer Is Always Yes (Album der Woche)
Auf ihrem dritten Album "The Answer Is Always Yes" geht die australische Musikerin Alex Lahey einen sehr schönen rockigen Weg und manchmal blitzt auch der frühen 90er Alternative durch. Immer nach vorne, gerne auch mal rotzig und mit einer Menge einprägsamer Melodien und Refrains ist Alex Laheys Devise: “I feel like if you're saying yes and you're exploring, you’re always moving, That's the part of life that I'm in right now. I just don't wanna stop." Eine gute Einstellung für eine gute Sommerplatte. (AG)
Hannah Jadagu - Aperture (Album der Woche)
Trippiger Hip Hop, Wave, Rock, Dream-Pop: Genreschubladen sind gerne und oft eine Möglichkeit, einen ersten Einstieg in die Musik zu finden. Hannah Jadagu stellt uns gleich einen Schrank auf, in dem wir die Genrezuordnungen lustig mischen können und sie dann doch wieder ganz weglassen. Wir folgen Hannah Jadagus musikalischen Gedanken auf ihrer zweiten Veröffentlichung "Through And Through" entlang ihrer Songs. Textlich verarbeitet sie den christlichen Einfluß, der die Stadt Mesquite durchzieht, in der sie aufgewachsen ist. Ein weiteres großes Thema ist ihre Familie. (AG)
Baby Rose - Through And Through (Album der Woche)
Das zweite Album der US-Amerikanischen Sängerin Baby Rose ist unlängst erschienen. Auf Through And Through findet sich überwiegend langsamer Pop mit Upbeat r&b und Soul. Aber das sind nur Begriffe, um ihre Musik zu einer ersten Schublade zu verhelfen, aus der dann weiter neu sortiert werden darf. Sie macht, wie sie sagt, „healing music for the aimless and heartbroken.“ In ihren Texten geht es um Erfahrungen und Gefühle, ausgedrückt mit Ehrlichkeit und Verletzlichkeit. Über all dem hören wir ihre Ihre Stimme, die wirklich und völlig zu recht als außergewöhnlich und ausdrucksstark bezeichnet werden kann. Anspieltipps sind der hypnotische Trip-Hop Song Fight Club und die von der Stimme getragende Ballade Stop The Bleeding. (AG)
Niels Frevert - Pseudopoesie (Album der Woche)
Niels Frevert war früher Sänger und Songtexter der Hamburger Band Nationalgalerie. Als sich die Band auflöste, startete er 1997 seine Solo-Karriere mit dem ersten eigenen Album. Seitdem macht sich der 55-Jährige als Singer-Songwriter mit nachdenklichen, teils auch etwas melancholischen Songs einen Namen. Frevert ist ein hervorragender Texter, seine Liedzeilen erzeugen schnell Bilder und Geschichten im Kopf. Seine großen Fähigkeiten beim Komponieren von Worten und Klängen zeigen sich auch beim im März neu erschienenen Album Pseudopoesie, mit dem Frevert gerade auch auf Tour ist. Auf dem Album wechseln sich eingängige Gitarrenklänge mit Synthie- und Electro-Melodien ab und die Songs werden wie gewohnt mit etwas kratziger, aber warmer Stimme vorgetragen von einem Liedermacher, der alles andere ist als ein Pseudopoet. (JK)
AnnenMayKantereit - Es ist Abend und wir sitzen bei mir (Album der Woche)
Geschichten unter guten Freunden: Anfang März dieses Jahres veröffentlichten AnnenMayKantereit ihr viertes Studioalbum. „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“ schafft Raum für intime und nicht immer ganz klischeebereinigte Themen, die Jungs in den Dreißigern so umtreiben: Das auslaugende Großstadtleben, aufreibende Beziehungskisten und Realitätsverweigerung im melancholischen Rausch. AMK ergießen ihre Seele in 15 neue Songs, die aber unverwechselbar nach der guten alten Zeit der Band klingen. Der Abend ist sentimental, ehrlich und nah – musikalisch drückt sich das in Loungeklängen, Balladen und Pop aus. Ein Abend für deepe Gespräche und Kontemplation unter guten Freunden, mit denen man dann auch meistens Zuhause versackt. (SH)
"Ich wollte einfach nur von Klängen überflutet werden": Zum Tod des Künstlers Ryuichi Sakamoto
Techno-Synthie-Pop, Trip Hop, Ambient, traditionelle japanische Musikstrukturen, klassische Filmscores oder einfach immer wieder nur am Piano. Der japanische Musiker, Produzent, Komponist und Schauspieler Ryuichi Sakamoto vereinte all das und noch viel mehr. Er gehörte zu den Musiker*innen, die immer da waren, immer auf eine Art präsent, auch wenn nicht das ganze Schaffen lückenlos überblickt werden konnte (und kann) - eine sehr beruhigende Präsenz. Sein letztes Werk war das Album "12", auf dem nach einer Krebsoperation seinen Gesundheitszustand in 12 Tagebuch-Kompositionen musikalisch ausgedrückt hat. Am 28. März ist Ryuichi Sakamoto im Alter von 71 Jahrengestorben, seine Kunst bleibt und wird uns immer wieder begegnen. (AG)
Gerd Endmann - Someday Soon (Album der Woche)
"Gut Ding will Weile haben" könnte auch das Motto der Solo-CD von Gerd Endmann sein. Der Göttinger Sänger, Gitarrist und Saxofonist vereint auf seiner 2018 veröffentlichten CD Someday Soon Blues, Jazz und Folk aber auch eine ganze Reihe von anderen regionalen Musiker*innen, z.B. die Mitglieder seiner Hauptband Brand New Key und Peter Funk. Über Jahre hat er an den Songs gearbeitet, und dass manchmal die Dinge eben etwas Zeit und Entwicklung brauchen ist auch Thema des Titelstücks. Oft geht es in seinen Texten um Erlebnisse seiner Reisen, in seinem musikalischen Hintergrund gibt es Singer-Songwriter Einflüsse von Bob Dylan, aber auch Mark Knopfler klopft hin und wieder an. In 5 Bucks schliesslich hören wir ein progressiverockiges Keyboard Solo. (AG)
Frau Pauli - Ich kann nicht mehr (Single)
Ich kann nicht mehr - ein Satz, eine Aussage, ein Gefühl, mit dem wohl alle etwas anfangen können. Bei Frau Pauli ist es die Überforderung aus dem Corona-Lockdown: "Der Song entstand nach einem Telefonat mit der besten Freundin - Mutter von dreien - und gegenseitiger Bestätigung, dass das, was uns abverlangt wird, nicht mehr artgerecht ist. Dass wir als Mütter Menschen sein dürfen und bleiben wollen und müssen, wenn wir Menschen erziehen sollen. Die völlige Überforderung bis in jede Zelle, jeden Gedanken, Erschöpfung, die dich blutleer aus dem eigenen Spiegel begrüßt." Der Song ist treibend und der Refrain ein Ohrwurm, der Motor läuft weiter, die Zahnräder drehen sich, auch wenn sie nicht mehr können und die Stimme sich schon beginnt aufzulösen. Auch dieser Song ist Teil des kommenden Albums Digitale Gefühle, das einmal mehr daran zweifelt, dass digital wirklich besser ist. (AG)
Darling West - Cosmos (Album der Woche)
Erneut machen wir einen Abstecher in den skandinavischen Norden: Aus Norwegen kommt das Quartett Darling West und laut Lucinda Wiiams produziert es Cosmic Folk. Americana steckt darin, 70s Rock, West Coast Pop, aber auch eine gewisse Leichtigkeit wie im Opener und Titelstück Cosmos. Sängerin Mari Kreken führt mit ihrer eisklaren Stimme durch das Album, für das sich die Band trotz der Americana-Anleihen weit weg von America auf eine norwegische Insel zurückgezogen hat. 10 Songs die gerne oft gehört werden möchten, um weit in den Darling West Cosmos einzutauchen. (AG)
Ihr drittes Album Idiot Prayer haben jüngst die vier Herren von DIRK. veröffentlicht. Gegründet wurde die westflämische Band 2016. Auf ihrer Neuen Platte spielen sie neun gradlinige Alternative Noise Rock-Songs und schauen in den Gitarrensound der frühen 90er zurück, gerne auch mit leicht schrägen Melodien. (AG)
Florence Besch - Hi Now Hello (Album der Woche)
Wenn die eigene Comfortzone unkomfortabel geworden ist, kann man sie weiter unbehaglich bewohnen oder sie verlassen . Letzteres macht die Luxemburgerin Florence Besch auf ihrem neuen Album "Hi Now Hello" und widmet sich in den 12 Songs Themen wie Patricharchat, Zukunftsangst und dem inneren Gedankenkarussel. Mit grimmig-dreckigem Sound ragt "microman" passend zur Frauen*Streik-Woche heraus, die anderen Songs breiten in variierendem Tempo breite Soundteppiche aus.
Frau Pauli - vorbei, vorbei (Single)
Aus ihrem kommenden Album "Digitale Gefühle" hat Frau Pauli heute den dritten Song veröffentlicht. "vorbei, vorbei" thematisiert das zähe Entlieben oder auch den halbherzigen Anfang, wenn es schon vorbei ist, bevor es angefangen hat. Ein reich instrumentiertes Stück mit vielen Details, für das es sich lohnt, auch mal einen richtigen Kopfhörer aufzusetzen. Dazu hat Frau Pauli zusammen mit Sascha Prinz und dem Feuer-Akrobatik-Ensemble Salto Luminale ein stimmungsvolles Video produziert. (AG)
Bukahara - Tales Of The Tides (Album der Woche)
Flut ist das zentrale Thema auf dem Album Tales Of The Tides. Das Quartett Bukahara setzt sich dabei mit verschieden Szenarien aus Politik und Geschichte auseinander. Der Begriff Flut ist immer mehr mit negativen Assoziationen aufgeladen worden, dem setzen sie ihren eigenen Flutzyklus entgegen. "Überflutung ist heute der Kampfbegriff einer Reizgesellschaft im permanenten Ausnahmezustand". Wie schon in der Vergangenheit gibt es dabei antirassistische Texte, die auch durch eigene Migrationserfahrungen beeinflusst sind, Mut machen und zur Eigeninitiative anregen. "Wir sind für diese Entwicklungen verantwortlich, also können wir auch etwas dagegen tun". Musikalisch umgeben die vier Musiker das mit Rootsmusik und einer Menge Folk. Als Multiinstrumentalisten bedienen sie eine ganze Reihe aus Schlag- Saiten und Blasinstrumenten. Das hat sie im Laufe ihrer eigenen Bandgeschichte völlig zu Recht vom Auftrittsort Straße bis in die Dortmunder Westfalenhalle geführt. (AG)
Signe Marie Rustad - Particles of Faith (Album der Woche)
Die Singer Songwriterin Signe Marie Rustadt aus Norwegen hat aktuell ihr viertes Album veröffentlicht. Particles Of Faith ist eine Sammlung verträumter Titel zwischen sphärischen Songs und vom Schlagzeug angeschobenem Drive.
Erinnerungen an Joni Mitchell und Kate Bush schimmern hin und wieder durch, aber das sind nur Assoziationen, die Signe Marie Rustadt schnell wieder mit ihrer eigenen Präsenz wegwischt. (AG)
Schrottgrenze - Das Universum ist nicht binär (Album der Woche)
Das Universum ist nicht binär heißt die Neue Platte der Hamburger Band Schrottgrenze. Sie bezeichnen es als Abschluß ihrer Queeren Trilogie und behandeln nochmal verstärkt Themen, wie Trans*Geschlechtlichkeit, Anti-Gender, Wahlfamilien, Communities, biographische Selbstreflektion oder Männerfantasien. Sängerin und Frontfrau Saskia Lavaux textet z. Teil sehr persönlich aus ihren Erfahrungen als genderfluide Dragqueen.
Die 10 Songs sind eine kompakte Mischung aus Wave und Rock, eingängigen Melodien und coolen Gitarren. Mit dabei ist auch wieder eine Zusammenarbeit, diesmal mit der Sängerin Finna. (AG)
The Sarandons - Sightlines (Album der Woche)
Mit lockerem Drive kommen die bärtigen Herren von den The Sarandons ins Programm. Ein offener klarer Sound, Tempo ohne Hektik und auch ein bisschen Wavepop-Stimmung verbinden sie auf ihrem Debütalbum. Kurze, aber prägnante Gitarrensoli schaffen kleine Höhepunkte. Die Musiker sind schon lange in der Musikszene von Toronto in unterschiedlichen anderen Formationen aktiv. 10 Songs, die sich textlich mit schwierigen Themen beschäftigen, aber durch die Musik kommt der Optimismus zurück.
Frau Pauli - Ein fremdes Haus (Single)
Als Vorbotin auf Frau Paulis Album Nr. 3 kommt heute die neue Single Fremdes Haus in die digitalen Portale. Nach Die Gefühle sind weg ist das die zweite Single. Sie beschäftigt sich mit dem Schlussmachen und liefert laut Frau Pauli "Ein paar letzte Geständnisse über Dinge, die man versteckt hat und Ausreden für die Schwiegermutter." Mit dem Song wird auch ein Video dazu veröffentlicht. (AG)
Rainbirds - In A Different Light (Album der Woche)
Ein Füllhorn an musikalischen Ideen, Klängen und lyrischen Verweisen veröffentlichen die Rainbirds im Jahr 1993. Das vierte Album In A Different Light ist, wie auch die Vorgängerin Two Faces, eine Produktion des Duos Katharina Franck (Git/Gesang) und Ulrike Haage (Tasteninstrumente/Sequenzer). Ergänzt werden die beiden Berlinerinnen von namhaften Musiker*innen wie Jackie Liebezeit (can), Konny Mathieu (m. walking on the water) und FM Einheit (Einstürzende Neubauten). Letzterer war parallel mit Franck und Haage auch als Trio STEIN aktiv.
Immer wieder werden neue Spuren ausgelegt, zu weiteren Erkundundungen angeregt: In die Werke der Autorinnen Jane Bowles und Gertrud Stein, Patti Smith wird neu interpretiert und ein portugiesisches Gedicht von Fernando Pessoa vertont. Mal gewohnt easy leichtfüssig, mal melancholisch-nachdenklich finden sich in den 13 Songs Assoziationen, Perspektiven und Identitäten: Das alles In A Different Light. (AG)
Joel Sarakula - Island Time (Album der Woche)
Der Januar ist nicht gerade der symphatischste Monat des Jahres 2023, wenn auch noch der erste. Ein warmer Auftakt, ein bisschen Frost, ein bisschen Schnee, ein bisschen mehr Matsch. Joel Sarakula bringt mit seinem Album "Island Time" das Gegenmittel vorbei, eine ordentliche Dosis Inselfeeling: Sonne, Soulpop, Funk und Reggae. Mit sei er kleinen, feinen Band hat er nach seinem Umzug auf die Kanaren zehn entspannte Songs eingespielt. (AG)
CVC - Get Real (Album der Woche)
Das Church Village Collective, kurz CVC, hat mit ihrem Debüt Get Real eine Huldigung der Bands produziert, die ihre musikalische Sozialisation im walisischen Dorf Church Village in der Grafschaft Glamorgan begleitet haben. Die Beatles, Neil Young, die Byrds und die Beach Boys sind die großen Namen, die die band selbst ins Spiel bringt. Das ist auch deutlich rauszuhören aus den 12 Songs. In der Instrumentierung, aber auch in den dreistimmigen Vokalharmonien spiegelt sich das wieder. Auch der Weg, den die alten Vorbilder schon durch die Musikgeschichte bis in die Gegenwart gegangen sind, etwa wenn im Song Good Morning Vietnam auch der flotte zackige Rhythmus von von Franz Ferdinand durchschimmert, um dann in ein psychedelisch-langsames Saxophonsolo überzugleiten. All das Alte wird mit sehr viel eigenem Drive und Ideen verarbeitet.
Princess Chelsea - Everything Is Going To Be Alright (Album der Woche)
Der Titelsong und seine Reprise rahmen die anderen Songs ein und vereinen in sich die unterschiedlichen musikalischen Facetten des Albums. Ein langsamer ruhiger Anfang, vier Basstöne an denen sich das Stück entlanghangeln und aufbauen kann, Schicht um Schicht kommen Stimmen, Orgeln und diverse Gitarren dazu, leise und laut, verhallt oder verzerrt --- I am in love, as strong as love can be, it’s brave to be in love, sometimes I feel weak --- Die Stärke und die Schwäche gehören zusammen auf diesem Album, und auch zusammen gehören bei der neuseeländischen Musikerin und Produzentin Princess Chelsea natürlich 80er Synthesizer, orchestrale Instrumentierung und 60er Tweng-Gitarren. Aus dem alles umschliessenden Hall-Dunst geistert auch ein bisschen David Lynch heran. Sein Eraserhead-Song In Heaven findet sich hier in einem textlich ausgebauten, musikalischen Steigerungskreisel neu interpretiert.
Bernd Nawothnig Quartet - Animals (Album der Woche)
Nicht zum ersten Mal stehen Tiere im Mittelpunkt der Musik des Perkussionisten Bernd Nawothnig. Mit dem Trio 4.0 ging es bereits um die Katze Frau B. und Kater Paul. Letzterer ist auch jetzt wieder mit von der Partie. Auf der jüngst veröffentlichten CD Animals begegnen uns ganz unterschiedliche Tiere wie eben dieser Kater, spielende Delfine, ein Steinbock, ein Nilpferd beim Zahnarzt oder auch fröhliche Bienen. Das Bernd Nawothnig Quartet spielt in neuer Besetzung acht Jazz-Titel, von denen jedes eine Tierart oder ein Tier spiegelt, Begegnungen mit dem Tier und auch Emotionen, die Umgang mit ihnen entstanden sind.
Maxim Hartmann (Saxophon), Andreas Jaeger (Gitarre), Thomas Koch (Bass) und Bernd Nawothnig (drums) scheinen hörbar eine grundsätzliche entspannte Haltung zu den Tieren zu haben, denen sie sich gewidmet haben. Das Saxophon und die erdige Gitarre wechseln sich in den Melodien ab und greifen sehr schön ineinander, das Schlagzeug gönnt sich natürlich auch Zeit für Solopassagen. Produziert wurde das Album auch auf Vinyl, vom Göttinger Label Vinylreservat.
Stella Sommer - Silence Wore A Silver Coat (Album der Woche)
Yours, Karim - Keep That B*tch Boy Running (Album der Woche)
Verspielte Synthesizer, zurückhaltende Gitarren, ein vorzugsweise Midtempo-Schlagzeug: Musikalisch enstpannt wirkt das Album leichter als sein textlicher Inhalt. „Brüche, fehlende Geradlinigkeit, Depression“ sind laut Band ein roter Faden auf der Platte und stellen einen Bezug zur Generation Z her. Ein Auf und ab hören auch im Song Cotton, dessen Gesangsparts mal hoch, mal runtergepitcht werden. Ihren einstieg in die Musikwelt hatten die vier Berliner Musiker mit der Band philemic, die eine Vorgängerband zu Yours, Karim war.
Québec This Vol.6 - New music from Montreal and beyond (Album der Woche)
Zum sechsten und letzten mal veröffentlicht die Agentur factory92 einen Smpler in der Reihe Québec This. Die unterscheidlichsten Genre waren bisher zu hören, auf der neuen Ausgabe liegt der Schwerpunkt auf elektronischem Folk und Pop. Die Künstler*innen sind, wie der Samplername nahelegt, aus der Provinz Québec im Nordosten Kanadas und deren größter Stadt Montreal. Die neun Songs gehen sehr leicht ins Ohr und sind lassen sich schön am Stück hören. Soften Popsund gibt es von Tess Roby, trockenen Funkrock von Alias, Samba Funk von Diego Ramos oder schwebend-treibenden Pop von der Innu Natasha Kanapé. Die Texte sind französisch und englisch, französisch ist offizielle Amtssprache in Quebec.
Die höchste Eisenbahn - Unzufrieden (EP der Woche)
Kurzgeschichten aus dem Alltag, in Lieder gepackte Gefühle, nachdenkliche Klänge. Songs, die mal ruhig daher kommen und Songs zum Mittanzen – das alles bietet die Berliner Indie-Pop-Band Die Höchste Eisenbahn ihrem Publikum. Die Band formierte sich 2011, nachdem Francesco Wilking und Moritz Krämer gemeinsam bei einem kleinen Festival aufgetreten waren und danach Lust auf ein gemeinsames Bandprojekt bekommen hatten. Die beiden holten auch noch Max Schröder und Felix Weigt an Bord und los ging die gemeinsame musikalische Reise. Vor zehn Jahren wurde mit Unzufrieden die erste EP der Gruppe veröffentlicht. Zu hören sind da nicht nur die vier neu zusammengewürfelten Mitglieder der Höchsten Eisenbahn, sondern auch die Stimmen von Judith Holofernes (Wir sind Helden) und Gisbert zu Knyphausen. Zum zehnjährigen Jubiläum der EP ist Unzufrieden nun noch einmal veröffentlicht worden, und zwar für Plattenliebhaber auf Vinyl. (JK)
Karo Lynn - A Line In My Skin (Album der Woche)
Der goldene Herbst ist vorbei, der Winter lässt noch auf sich warten: Das ist die richtige Zeit, die neue Platte von Karo Lynn aufzulegen. Kammermusikpop ist ein spontaner Gedanke, der beim ersten Hören aufblitzt. A Line In My Skin ist das dritte Album der Leipziger Singer-Songwriterin und düster-melancholischer als ihre Vorgängerinnen. Die dezente Instrumentierung bereitet die Bühne für die markante Alt-Stimme, die eingestreuten angezerrten Gitarren klingen, als würden sie etwas fragen. 11 nachdenkliche Songs sind auf dem Album, mal mehr, mal weniger langsam, keiner von ihnen darf fehlen.
Old Sea Brigade - 5 AM Paradise (Album der Woche)
Das Wörtchen "old" im Namen führt zuerst vielleicht in die Irre. Die Old Sea Brigade ist keine alte Band, sonder der US-amerkanische Solokünstler und Multiinstrumentalist Ben Cramer. Und der ist grade mal 31 Jahre alt. Aber das Alter ist trotzdem zentrales Thema auf der aktuellen Platte 5 AM Paradise. Darauf setzt sich Ben Cramer mit seinen Erfahrungen mit dem Erwachsenwerden auseinander.
Musikalisch bettet er das in zehn sehr ruhige, langsame und nachdenkliche Songs, die manchmal auch etwas Fahrt aufnehmen und z.B. im Titelsong auch einen sehr üppigen Keyboard-Teppich auslegen. Neben einigen EPs ist 5 AM Paradise das dritte Album der Old Sea Brigade. Im februar 2023 sind auch Konzerte in Deutschland geplant.
Sue The Night - Wanderland (Album der Woche)
Das aktuelle Album der Woche Wanderland stammt aus dem Jahr 2017 und ist von der niederländischen Musikerin Suus de Groot. Sie hat sich und ihrer Band den Beinamen the night gegeben, weil sie ihre Musik hauptsächlich nachts schreibt.
Wanderland ist ihr zweites Studioalbum und sie perfektioniert darauf mit ihrern Musiker*innen einen treibenden und zugleich sehr filigranen, räumlichen Sound.
Die beiden Singles, The World Below’ and Mind Dear gehen mit ihren Melodien und mehrstimmigen Gesang sofort ins Ohr und werden dem Beinamen the night gerecht.
Trotz melancholischer Texte strahlt die Musik eine positive Stimmung aus. Die Gitarrentöne gleiten über in die nächtliche Umgebung und bleiben doch immer um uns herum. Entspannt träumerische Bewegung bei Nacht mit einem Hauch Fleedwood Mac macht Wanderland zu einen schönen Album der Woche.
The 1975 - Being Funny In A Foreign Language (Album der Woche)
Die vier Mitglieder von The 1975 gehen alle erst auf Mitte 30 zu und können trotzdem in diesem Jahr schon ihr 20-jähriges Bandjubiläum feiern.
Matthew Healy, Adam Hann, Ross MacDonald und George Daniel starteten 2002 als Schulband in Wilmslow in der Nähe von Manchester. Die Indieband bietet eine Mischung aus Pop und Rock und hat mit Being Funny in a Foreign Language nun bereits das fünfte Studioalbum vorgelegt, das genau wie die Vorgängeralben an der Spitze der britischen Album-Charts landete.
Die Songs des neuen Albums bieten auf der emotionalen Ebene Anschlussmöglichkeiten in verschiedene Richtungen, es gibt sowohl fröhliche Popsongs als auch ruhige, nachdenkliche Töne. Neben dem großen Oberthema, der Liebe, werden dabei auch immer wieder aktuelle gesellschaftliche Phänomene adressiert, seien es QAnon-Verschwörungstheoretiker oder queere Hipster. (JK)
Delta Constellations - Recoveries (Album der Woche)
Das Göttinger Quartett Delta Constellations hat die erste CD veröffentlicht. Gegründet haben sie sich 2020, mit dabei sind Lion Schnoor (Gesang, Gitarre), Aaron Nagel (Sologitarre), Jonas Frehse (Bass) und Carsten Kuhn (Drums). Mal melancholisch, mal hoffnungsvoll ist die CD ein Mix aus Pop und Rock. Die Texte der zehn Songs kreisen um Sehnsucht, Verlust, Trauer und Hoffnung. Am Mittwoch, den 02. November ist die Band live ab 9 Uhr in Mittendrin, dem Morgenmagazin, zu Gast. (AG)
Liraz - Roya (Album der Woche )
Die Freiheit der Frau ist das Hauptthema auf dem Album "Roya" der israelischen Sängerin Liraz. "Roya" ist Farsi und bedeutet "Fantasie". Farsi wird u.a. auch im Iran gesprochen. Liraz Eltern sind aus dem Iran nach Israel emigriert und aus dem Iran kommen auch die Musiker*innen, die auf "Roya " mitwirken. Aufgenommen wurde das Album in einem geheimen Studio in Istanbul. Ein Treffen der Beteiligten in ihren Heimatländern war nicht möglich.
Musikalisch kombiniert Liraz auf ihrem dritten Album iranische Popmusik, nah-östliche Tanzgrooves, ProgRock-Keyboards und sehnsuchtsvolle Powerballaden. (AG)