Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Jennifer Bullert
Datum:
Dauer: 04:34 Minuten bisher gehört: 703
Die Katze ist das beliebteste Haustier der Deutschen. Rund 14,8 Millionen der felligen Gesellen lebten 2018 in den Haushalten. Doch nicht alle bleiben dort auch ihr ganzes Leben lang. Das liegt nicht unbedingt allein an der Wanderlust der Vierbeiner. Manchmal finden Katzen nach einem Ausflug in die Umgebung zwar nicht mehr nach Hause, manchmal werden sie aber auch ausgesetzt, weil sie plötzlich unerwünscht geworden sind. Wenn sie dann außerdem nicht kastriert sind, kann es schnell vorkommen, dass sich die Vierbeiner wie die Karnickel vermehren. Der Göttinger Katzenschutz setzt sich für Tiere ein, die auf der Straße leben. Er will einerseits ihrer explodierenden Population Einhalt gebieten und ihnen andererseits ein neues Zuhause vermitteln. Mehr über den Verein berichtet Jennifer Bullert.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Thomas Hoffmann Immobilien Göttingen

Burkhard Brücher und Ronja Pfuhl vom Göttinger Katzenschutz (Bild: Jennifer Bullert)

Manuskript

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Vor etwas mehr als zwei Jahren hat sich der Göttinger Katzenschutzverein gegründet. Waren damals noch sieben Gründungsmitglieder aktiv, um den freilebenden Katzen in der Region ein besseres Leben zu ermöglichen, sind es inzwischen rund 50 Mitglieder im Alter von Mitte 20 bis 85 Jahren. Sie alle kümmern sich um freilebende Katzen, die keine Besitzer haben und teils von Krankheiten gezeichnet sind. Die eingefangenen Vierbeiner werden medizinisch versorgt und – falls noch nicht geschehen – kastriert, gechipt und registriert, erklärt die stellvertretende Vereinsvorsitzende Ronja Pfuhl. Danach werden sie an Pflegestellen übergeben. Doch das sei nicht immer einfach, räumt Pfuhl ein.

 

O-Ton 1, Ronja Pfuhl, 27 Sekunden

Wir versuchen halt immer möglichst viele Pflegestellen zu haben, damit wir alle Katzen unterbringen können. Das ist so ein Problem auf jeden Fall, weil es einfach nicht genug Leute gibt, die sich dafür bereit erklären oder die auch qualifiziert sind, oder die Erfahrung haben und das umsetzen können. Und dadurch, dass wir kein Tierheim haben, sind wir halt sehr darauf angewiesen. Wir können also dann nur Katzen von der Straße holen, wenn wir auch gerade eine Pflegestelle haben, die die Katzen aufnehmen kann.“

 

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Derzeit arbeitet der Verein mit 15 Pflegestellen zusammen – die sind jedoch alle belegt. Da sich die Vermittlung ebenfalls nicht gerade einfach gestaltet, sind die vorhandenen Plätze oftmals auch längere Zeit vergeben. Darum sucht der Göttinger Katzenschutz dringend neue Pflegestellen. Wichtig sei dabei, dass sich dort Zeit genommen werde, um die freilebenden Katzen zu sozialisieren. Außerdem muss es ein sogenanntes „Quarantäne-Zimmer“ für eventuell erkrankte Fellnasen geben, sodass die Katzen auch von eigenen Haustieren getrennt untergebracht werden können. Der Göttinger Katzenschutz stellt dabei das Futter und Zubehör wie Kratzbäume und übernimmt die Tierarztkosten. Pro Monat entstehen dem Verein so Kosten von rund 2.000 Euro. Burkhard Brücher, der Vereinsvorsitzende, sieht vor diesem Hintergrund klaren Handlungsbedarf:

 

O-Ton 2, Burkhard Brücher, 13 Sekunden

Wir bräuchten noch viel mehr Unterstützung bei den Kastrationen. Diese Kastrationsaktionen, die das Land auch macht – da sind die Töpfe dann immer nach einer Woche spätestens aufgebraucht. Also wir bräuchten viel mehr Unterstützung der Kommunen.“

 

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Das Land Niedersachsen hat Anfang November mit einer Aktion für Streunerkatzen begonnen. Sie dauert noch bis zum 20. Dezember und sieht die Kastration sowie die Kennzeichnung und Registrierung von herrenlosen Vierbeinern vor. Insgesamt werden 150.000 Euro für rund 2.300 freilebende Katzen bereitgestellt. Allerdings leben in Niedersachsen nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes etwa 200.000 Exemplare von ihnen. Brücher geht von schätzungsweise 2.000 herrenlosen Katzen allein in Stadt und Landkreis Göttingen aus. Die Stadt Göttingen hat darum bereits im Februar 2018 eine entsprechende Kastrationsverordnung erlassen. Geht es nach dem Katzenschutzverein, sollte der Landkreis nachziehen. Dieser hatte Anfang Oktober eine Katzenschutzverordnung auf der Tagesordnung der Kreistagssitzung. Ein juristisches Gutachten hatte dabei rechtliche Bedenken geäußert. Letztendlich wurde mehrheitlich beschlossen, einen Auftrag an die Verwaltung zu stellen. Diese soll eine Musterverordnung hinsichtlich der Kastration und Kennzeichnung von Katzen erarbeiten. Anschließend soll diese dann den Gemeinden bereit gestellt werden. Brücher sagt rückblickend dazu:

 

O-Ton 3, Burkhard Brücher, 32 Sekunden

Die Begründung für die Katzenschutzverordnung war eigentlich nur falsch, weil die tierschutzrechtlich begründet war. Man kann ordnungsrechtlich, wenn man es vernünftig begründet, diese Kastrationspflicht auch für den Landkreis hinbekommen. Und wir arbeiten weiter daran. Es sind, wenn man das Tierleid berücksichtigt, nur Kommunen berechtigt, eine Verordnung zu verabschieden und kein gesamter Landkreis. Der gesamte Landkreis kann das nur aufgrund der Gefahrenabwehr ordnungsrechtlich begründen, aber das muss halt auch vernünftig rechtskräftig begründet werden dann.“

 

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Landkreispressesprecher Ulrich Lottmann zufolge liegt die Musterverordnung bereits im Entwurf vor. Die Endfassung befindet sich aktuell in der Abstimmung. Eine entsprechende Vorlage soll dann in einer der kommenden Umweltausschusssitzungen behandelt werden. Schon in seiner Vereinssatzung hat der Göttinger Katzenschutz sich für eine Katzenschutzverordnung ausgesprochen und es als ein Kernziel seiner Arbeit formuliert. Hintergrund ist dabei vor allem, dass nicht-kastrierte Katzen zwei bis drei Mal pro Jahr schwanger werden können und dann jeweils vier bis sechs Junge zur Welt bringen. Um für die Problematik besser zu sensibilisieren, will der Verein nun in der Öffentlichkeit sichtbarer werden. Mittels Internetseite informiert er über zu vermittelnde Katzen und beantwortet Fragen rund um Pflegestellen und Mitgliedschaft.