Plastische Chirurgie – Mehr als nur Schönheits-OPs
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Tim Knott |
Datum: | |
Dauer: | 04:53 Minuten bisher gehört: 397 |
Manuskript
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Wenn Passanten auf der Straße nach ihrem Bild eines Schönheitschirurgen befragt werden, dann entsteht schnell die Vision eines Mittdreißigers im Sportwagen, der die Reichen und Schönen behandelt und in der High Society aus- und eingeht. Entgegen der Volksmeinung landen aber nicht nur Schönheitsfälle beim plastischen Chirurgen, sondern auch zahlreiche andere Anfragen. Dr. Tobias Mett, Leiter der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Weender Krankenhaus, berichtet über die Gründe, warum Ärzte wie er aufgesucht werden.
O-Ton 1, Tobias Mett, 25 Sekunden
„Die Motivationen sind, glaube ich, so breit gestreut wie das Fach plastische Chirurgie an sich selbst auch ist. Also das was man landläufig unter plastischer Chirurgie versteht oder häufig auch so in den Medien dargestellt wird, sind ja häufig die Verbindungen mit Schönheitsoperationen. Wir machen jedoch sehr viel mehr, oder in vielen Kliniken sogar schwerpunktmäßig eher andere Sachen als Schönheitsoperationen und von daher ist das Fachgebiet sehr breit.“
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Tatsächlich machten Schönheitsoperationen nur 20 Prozent aller Fälle seiner Abteilung aus, so Mett. Das verwundert auch nicht, wenn man sich die Ausbildung von plastischen Chirurgen genauer ansieht. Neben dem medizinischen Grundstudium lernen diese in einer sechsjährigen Spezialausbildung die Grundlagen zur Versorgung von schwerwiegenderen Fällen wie Handverletzungen und Verbrennungen sowie weitere rekonstruktive Medizin. Danach behandeln sie unter anderem Fehlbildungen, die Schäden von Tumoren und stellen die Körperintegrität von Unfallopfern wieder her. Neben den plastischen Chirurgen in den Kliniken lassen sich aber auch einige davon nieder und spezialisieren sich weiter auf den ästhetischen Bereich.
O-Ton 2, Tobias Mett, 26 Sekunden
„Und davon zu unterscheiden sind tatsächlich die, die sich einfach nur ‚Schönheitschirurgie‘ aufs Namensschild schreiben. Weil der Begriff ist nicht geschützt und davor möchte ich eigentlich auch ein bisschen warnen, dass man da nicht preisgesteuert einfach zu jemandem läuft, der von sich sagt: ‚Ja, ich mach hier Schönheitsmedizin‘. Das ist nicht geschützt, das kann im Prinzip jeder. Und die haben dann wahrscheinlich doch eher den Hang zum Geld, würde ich behaupten.“
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Doch wie sieht die ästhetische Arbeit eines plastischen Chirurgen in der Praxis aus? Welche Operationen sind besonders oft erwünscht? Wenn hierzu Statistiken verglichen werden, dann springt einem eine Metrik geradezu ins Auge. So ist, laut dem Online-Statistikdienst Statista, die mit Abstand beliebteste Schönheitsoperation der Deutschen die Brust-OP mit Implantaten, bei der mehrheitlich Frauen vertreten sind. Doch auch vom starken Geschlecht gibt es überraschende Ergebnisse zu berichten:
O-Ton 3, Tobias Mett, 48 Sekunden
„Insgesamt, würde ich sagen, wächst die Kategorie der Männer in den Ästhetikanfragen. Also, ich vermag jetzt nicht genau zu sagen, wieviel Prozent das sind. Es gibt internationale Statistiken, die das auch so bestätigen, dass der Männeranteil zunimmt. Das hat sich sogar auch ein bisschen verschoben von, dass die erst mal mit kleineren Behandlungen anfangen wie Botox z.B. zu dann doch operativen Eingriffen. Und bei Männern ist es einerseits immer mal wieder ein Thema: Die Männerbrust, die ab einem gewissen Punkt durchaus eine medizinische Begründung finden kann. Da haben wir durchaus auch Anfragen. Auch für Fettabsaugungen am Körper und im Hüft- und Bauchbereich. Also das nimmt zu, definitiv und Männer holen da ganz gut auf eigentlich.“
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Neben diesem Anstieg berichten ästhetische Chirurgen in den letzten Jahren von einem weiteren Trend. Denn neben einer Zunahme an Männern in Schönheitsoperationen werden die Patienten vor allem eines: jünger!
O-Ton 4, Tobias Mett, 30 Sekunden
„Das beginnt tatsächlich in den jungen Zwanzigerjahren, dass da Anfragen kommen. Beginnt dann häufig tatsächlich mit der Frage nach Filler, also das sind diese Hyaluronsäure-Spritzen um Volumen irgendwo aufzuspritzen. Lippen aufspritzen, Botoxbehandlungen. Und ich glaube, das ist tatsächlich auch ein bisschen auf die sozialen Medien zurückzuführen. Also das merkt man ganz klar, die kommen auch mit den Vorstellungen: Ich hab bei Instagram das und das gesehen oder gelesen. Und die Lippen finde ich toll, die will ich auch so haben.“
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Dieser Bericht ist kein Einzelfall, wie die Statistiken zeigen. So gab eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2018 an, dass sich fast 20 Prozent der 18- bis 29-Jährigen eine Schönheits-OP vorstellen könnten. Obwohl sich diese Alterskohorte körperlich bedingt eigentlich am wenigsten mit Hautstraffung und Fettabsaugung beschäftigen sollte, scheint es ein Bedürfnis für die operativen Eingriffe zu geben.
O-Ton 5, Tobias Mett, 18 Sekunden
„Aber trotzdem bremse ich diese Patientinnen auch, wenn die dann im gleichen Atemzug sagen: Ja, könnte ich ein bisschen Botox in die Stirn haben aber einen da wirklich eine babypopoglatte Stirn anguckt. Dann muss man wirklich sagen: Kannst du haben, aber kannst dir auch was Schönes kaufen gehen von dem Geld.“
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