Gesucht: Hebamme! – Die Hebammenversorgung in Südniedersachsen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Katharina Carle |
Datum: | |
Dauer: | 03:24 Minuten bisher gehört: 324 |
Manuskript
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Endlich! Der Schwangerschaftstest ist positiv! Doch wo für die Frauen und Paare mit Kinderwunsch ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung geht, beginnen auch die Probleme. Denn immer mehr schwangere Frauen finden keine Hebamme, die sie betreuen kann. Auch in den Landkreisen Göttingen und Northeim fehlen Hebammen. Allerdings gibt es keine genauen Zahlen darüber, wie viele fehlen, berichtet Ingrid Lohmann, Kreisvorsitzende des niedersächsischen Hebammenverbandes des Landkreises Northeim.
O-Ton 1, Ingrid Lohmann, 27 Sekunden
„Es ist eigentlich Aufgabe, das wirklich erstmal herauszufinden. Wir wissen, dass wir Frauen ablehnen müssen in der Betreuung, weil wir jeweils einzeln unsere Arbeitskapazitäten ausgelastet haben und wir wissen, dass Frauen überbleiben, die sich beim Gesundheitsamt melden. Wir wissen, dass sie sich beim Jugendamt melden, weil sie keine Hebammenversorgung haben. Und einige Mütter verzichten von vornherein darauf, weil sie die langwierige Suche nicht in Kauf nehmen wollen.“
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Neben der grundsätzlich hohen Bereitschaft von freiberuflichen Hebammen, jederzeit für eine Geburt bereit zu sein, ohne zu wissen, wie lang diese dauert, kamen in den letzten Jahren noch weitere Verpflichtungen hinzu. So liegt die Haftpflichtversicherung von Hebammen, die in der Geburtshilfe tätig sind, inzwischen bei 8.300 Euro. Vor allem für Hebammen, die wenige Geburten im Jahr begleiten, stellt sich an diesem Punkt die Frage, ob sich die Geburtshilfe für sie noch lohnt. Inzwischen erhalten die Hebammen Unterstützung bei der Zahlung der Haftpflichtversicherung von den Krankenkassen, erzählt Claudia Ronsöhr, geschäftsführende Hebamme des Geburtshaus Göttingens.
O-Ton 2, Claudia Ronsöhr, 32 Sekunden
Es gab dann vor ich glaube zwei Jahren - ich weiß nicht genau - eine Regelung vom Krankenkassenspitzenverband, dass die dann tatsächlich mit einem Sicherstellungszuschlag den freien Hebammen eine Unterstützung geben wollten. Wir bekommen tatsächlich pro Halbjahr 2.700 Euro von den Krankenkassen erstattet als sogenannten Sicherstellungszuschlag. Und dafür braucht es ein unglaublich aufwendiges Antragsgeschehen mit wahnsinnig vielen Kopien.“
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Für den Sicherstellungszuschlag fordern die Krankenkassen ein Qualitätsmanagement von den freiberuflichen Hebammen, die in der Geburtshilfe tätig sind. In diesem 500 Seiten dicken Buch müssen die Hebammen die einzelnen Prozesse ihrer Hebammentätigkeit beschreiben, welche Fortbildungen sie besucht haben, sowie ein Leitbild über sich erstellen. Durch die steigenden Haftpflichtkosten, sowie durch das Führen des Qualitätsmanagements würden die Bedingungen in der Geburtshilfe erschwert, so Ronsöhr.
O-Ton 3, Claudia Ronsöhr, 27 Sekunden
„ Wir haben nirgendswo das Gefühl, wir werden unterstützt. Wenn wir eine Unterstützung bekommen, müssen wir wieder gleichzeitig ganz viel dafür tun. Und es fühlt sich manchmal so an, als dürften und müssten wir uns ständig eigentlich rechtfertigen, warum wir außerklinische Geburtshilfe begleiten, obwohl 95 Prozent aller Geburten völlig normal und natürlich ablaufen, eigentlich auch egal, ob jemand daneben steht oder nicht.“
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Um zumindest die Unterversorgung etwas einzudämmen, versuchen die Hebammen im Landkreis Northeim eine Hebammenzentrale durchzusetzen, um bei kurzfristig freiwerdenden Kapazitäten Frauen helfen zu können, die keine Hebamme haben.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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