Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Emilia Kröger
Datum:
Dauer: 04:14 Minuten bisher gehört: 236
Armut ist ein Wort mit vielen Bedeutungen. Für uns in Deutschland ist die relative Armut ein wichtiger Begriff: Damit ist das Verhältnis des Einkommens zum Wohlstand der restlichen Bevölkerung gemeint. So gibt es Menschen die arm sind, ohne direkt um ihr Überleben fürchten zu müssen. Jedoch bleibt ihnen oft der Zugang zum gesellschaftlichen Leben verwehrt: Transport, Kleidung, Ernährung – hierfür fehlt es dann an Geld. Um einen Ausgleich zwischen dieser Armut und dem Lebensmittelüberfluss zu schaffen, haben sich in frühen 90er Jahren in Deutschland die Tafeln gegründet. Auch in Göttingen gibt es eine Tafel. Über deren aktuelle Lage, die Herausforderungen und Erfolge hat Emilia Kröger mit dem Geschäftsführer Moritz Wiethaup und dem ehrenamtlichen Mitarbeiter Sebastian Prill gesprochen.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Manuskript

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„Nicht alle haben ihr täglich Brot – und doch gibt es Lebensmittel im Überfluss.“ So lautet der Leitspruch der Tafeln. Um einen Ausgleich zwischen Bedürftigkeit und Überfluss zu schaffen, gibt es in Deutschland über 940 Tafel-Vereine. Hier werden überschüssige Lebensmittel gesammelt und weiterverteilt. In Göttingen arbeiten rund 120 Menschen bei dem Verein, und das schon seit fast 25 Jahren. Moritz Wiethaup ist Geschäftsführer der Göttinger Tafel. Zu den regelmäßigen Aufgaben des Vereins gehört auch das Verwalten eines kleinen Fuhrparks.

 

O-Ton 1, Moritz Wiethaup, 31 Sekunden

Das ist natürlich so, das wir in regelmäßigen Abständen immer mal wieder unseren Fuhrpark erneuern müssen, was eine nicht unbeträchtliche finanzielle Belastung ist. Wir warten zurzeit darauf, dass unser bestelltes neues Fahrzeug geliefert wird, das wir Dank großzügiger Unterstützung von vielen verschiedenen Sponsoren finanziert bekommen haben. Allerdings ist es so, dass wir seit einiger Zeit Probleme haben in ausreichender zahl Fahrerinnen und Fahrer für die Fahrzeuge zu finden. Das ist so die eine Baustelle, die wir haben, ansonsten sind wir mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ganz gut aufgestellt aber Fahrerinnen und Fahrer sind dringend gesucht.“

 

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Grund für diesen Fahrermangel sei eine Hemmschwelle bei den Ehrenamtlichen: Viele trauen sich das Fahren von Lieferfahrzeugen nicht zu, oder haben keinen Führerschein, so Wiethaup, jedoch könne er das nur vermuten. Derzeit ist die Tafel mit drei Fahrzeugen in der Abholung unterwegs. Wenn die Lebensmittel dann im Verein eintreffen, werden sie sortiert und weiterverteilt. Dafür brauch es an den fünf Öffnungstagen rund 14 Menschen pro Schicht: Sechs Ehrenamtliche sind in der Abholung, drei in der Laden-Ausgabe und drei bis vier sind in der Küche mit dem Sortieren beschäftigt. Die Menge an Lebensmittelspenden ist seit einiger Zeit stabil, genauso wie die Zahl der Kunden. Aktuell komme die Tafel also ganz gut zurecht, lautet Wiethaups Bilanz. Manchmal gebe es fast schon zu wenig Platz in dem Verein, oder es bleiben Lebensmittel als Reste zurück. In einem solchen Fall verweist Wiethaup auf die Zusammenarbeit mit der Initiative foodsharing.

 

O-Ton 2, Moritz Wiethaup, 30 Sekunden

Es ist vielleicht eine gute Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass wir seit einigen Jahren eine sehr gute und vertrauensvolle Kooperation mit foodsharing hier in Göttingen haben. Was letztlich darauf hinausläuft, das foodsharing uns als Tafel den Vortritt lässt, wenn es darum geht spendende Betriebe anzusprechen. Und im Gegenzug uns dabei hilft die Ware, die wir am Ende des Tages nicht losgeworden sind, weil wir gelegentlich natürlich mal viel zu viel Brötchen bekommen oder viel zu viel Salat. Dass foodsharing uns dabei hilft unsere Reste noch weiter zu verwerten, da wo sie noch verwertbar sind.“

 

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Um den rund 1.400 Kunden der Tafel eine schöne Bescherung zu bereiten, läuft aktuell die Weihnachtsaktion „Christmas in a Box“. In der ursprünglichen Idee wurden von den Samaritern Schuhkartons mit Geschenken für Kinder gepackt und in andere Länder verschickt. Die Tafel hat dies für Göttingen adaptiert: Schulklassen haben für die jüngsten Kunden der Tafel Schuhkartons mit Geschenken gespendet. Für die erwachsenen Kunden der Tafel wird die Weihnachtsaktion von der Gruppe Junge Tafel organisiert, Sebastian Prill ist einer der Unterstützer.


 

O-Ton 3, Sebastian Prill, 27 Sekunden

Wir haben uns natürlich auch selber eine Regel gesetzt, es ist ja immer schwer ein gutes Geschenk zu finden. Wir versuchen keine Geschenke einzusammeln, die mehr wert sind als zehn Euro, das ist immer ein guter Richtwert. Und dabei achten wir natürlich darauf, dass die Geschenke universell zu Menschen passen. Falls es doch irgendwie einen Unterschied gibt, ob es für Männer oder Frauen ist oder für Personen eines höheren Alters, dann sind wir immer sehr dankbar, wenn es eine kleine Angabe dazu außerhalb des Geschenks gibt, damit wir das ganz gut verteilen können.


 

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Noch bis zum morgigen Freitag können im Foyer der Uni-Mensa mit Geschenken befüllte Boxen gespendet werden. „Weihnachten ist für alle, aber nicht jeder kann feiern,“ so lautet der Grundsatz für die Weihnachtsaktion. Auch hier möchte die Tafel in Göttingen einen Ausgleich zwischen Bedürftigkeit und Überfluss schaffen.