Albtraum Miete – AWO Aktionswoche in Göttingen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Nicklas Krämer |
Datum: | |
Dauer: | 04:54 Minuten bisher gehört: 424 |
Manuskript
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Das Leben konzentriert sich zunehmend im städtischen Raum. Die Ballungsgebiete können der Nachfrage nach Wohnraum aber nur schwer nachkommen. Vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen haben Probleme angemessene, bezahlbare Wohnungen zu finden. Auf der Suche nach praxisnahen Handlungsvorschlägen widmet sich die bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) der Wohnungsnot. Es gebe viele verschiedene Aspekte, die ein Leben am Existenzminimum gefährden, sagt Thomas Bode, Referent für Schuldnerberatung der AWO Göttingen:
O-Ton 1, Thomas Bode, 22 Sekunden
„In letzter Zeit spitzt es sich immer mehr zu auf das Thema Wohnen. Wohnen ist schon fast ein Risikofaktor für eine Überschuldungssituation, weil sich eben in bestimmten Ballungszentren die Mieten so krass, muss man sagen, entwickeln, dass andere Dinge einfach hinten herunterfallen und dass man immer schon fast mit einem Bein in der Schuldenfalle steht, nur weil man seine Miete zahlen muss.“
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Um dieses Problem zu behandeln, veranstaltet die AWO Göttingen im Rahmen der Aktionswoche zwei interaktive Aktionstage. Dabei sind verschiedene Institutionen vor Ort, die direkt mit dem Göttinger Wohnungsmarkt zu tun haben. Die Zahl der Wohnungslosen in Göttingen ist nur sehr schwierig zu schätzen. Da Vermieter oft eine große Auswahl an potentiellen Mietern haben, fallen diejenigen mit einem niedrigen Einkommen oft aus dem Wohnungsmarkt. Eine der Institutionen, die solche Menschen auffängt und berät ist die Diakonische Gesellschaft Wohnen und Beraten. Sozialarbeiterin Martina Kehrer kennt die Möglichkeiten dieser Menschen.
O-Ton 2, Martina Kehrer, 29 Sekunden
„Die haben im Moment die Möglichkeit in einschlägige Quartiere zu ziehen: Groner Landstraße 9 oder Hagenweg 20. Dann gibt es vielleicht noch die ein oder andere Adresse von Privatvermietern, und das war es aber. Nach unserer Erfahrung finden Menschen, die wenig verdienen, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen, die Leistungen beziehen und Menschen, die möglicherweise irgendwo Schulden haben, möglicherweise sogar Mietschulden, keine Wohnung.“
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Viele Menschen, die keine Wohnung finden, kommen auch kurz- oder mittelfristig bei Freunden unter. Diese Menschen fallen natürlich nicht als wohnungslos auf, da sie nicht auf der Straße leben müssen. Langfristig ist das aber keine tragbare Lösung des Mietproblems. Menschen, die nicht bei Freunden unterkommen, haben außerdem die Möglichkeit, sich an die Straßensozialarbeit Göttingen zu wenden. Die Wohnungslosenhilfe des Diakonieverbandes Göttingen biete unter anderem die Möglichkeit einer Postmeldeadresse, über die Sozialleistungen wie Hartz IV beantragt werden können, sagt Mike Wacker, Abteilungsleiter der Straßensozialarbeit. Konkret bietet die Straßensozialarbeit auch eine unkomplizierte Wohnraumvermittlung an. Aber auch hier laufe nicht alles reibungslos, so Wacker.
O-Ton 3, Mike Wacker, 22 Sekunden
„Das ist oft halt doch in prekären Wohnvierteln, weil unsere Leute, die wir betreuen, haben oft Schulden, stehen in der Schufa und fast alle sind im Hartz IV-Bezug und das sind nicht gerade die, die von Vermietern, ja, geschätzt sind. Und deswegen sind wir froh, dass wir das bieten können. Es ist sehr, sehr schwierig, die Menschen in guten, adäquaten Wohnraum zu bringen.“
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Der größte Kritikpunkt ist der Mangel an Sozialwohnungen. Dadurch können Niedrigverdiener oder Arbeitslose oft nur in sogenannte prekäre Wohngebiete vermittelt werden. Das führt letztendlich zu einer sozialen Ausgrenzung und einer Ghettoisierung der entsprechenden Quartiere. Die Wohnungsnot ist in Göttingen allerdings kein neues Thema. Manfred Feldotte ist langjähriger Sozialarbeiter im Weststadtzentrum Göttingen und kritisiert vor allem die Anerkennung sozialen Wohnraums.
O-Ton 4, Manfred Feldotte, 22 Sekunden
„Die Stadt Göttingen müsste mal richtige, vernünftige Gutachten erstellen. Für die Stadt Göttingen gibt es keinen Mietspiegel, vom Sozialgericht haben sie schon oft genug einen auf die Mütze bekommen, dass das nicht passt. Dann werden wieder Gelder verschwendet für Gutachten, vom Sozialgericht wieder abgeblockt und solange ich hier bin, solange ich im sozialen Bereich arbeite, ist es immer das Gleiche.“
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Im Rahmen der Aktionswoche „Albtraum Miete“ haben sich aber noch weitere Forderungen an die Politik herausgestellt. Neben besseren Informationen zu Hilfsangeboten und besserer finanzieller Unterstützung in Notlagen steht vor allem die Schufa in der Kritik. Was als einfache Bonitätsprüfung dient, führe schnell zur Stigmatisierung, betont Bode.
O-Ton 5, Thomas Bode, 13 Sekunden
„Okay, die Schufa, können wir schon verstehen, dass der Vermieter darauf zurückgreift, aber man müsste doch differenzieren. Also nur, weil ich irgendwann einmal Handyschulden hatte, sollte das nicht gleich ein Totschlagkriterium sein, dass ich mich nicht mehr um eine Wohnung bewerben kann.“
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Seine zentrale Forderung ist dabei, den Menschen hinter der Schufa-Auskunft individuell zu betrachten und nicht von vornherein als potentiellen Mieter auszuschließen. Aber letztendlich können nur dann alle Mieter und Mieterinnen in humanen Verhältnissen wohnen, wenn mehr Wohnraum geschaffen wird, der auch allen zugänglich gemacht wird.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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