Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Roman Kupisch
Datum:
Dauer: 04:53 Minuten bisher gehört: 211
In unserem heutigen Ausflugstipp geht es nicht um ein Ziel, sondern um einen Weg. Die Fahrradstadt Göttingen hat nämlich, was Fahrradtouren anbelangt, ein Problem. Wer nicht immer nur die Leine nach Nord oder Süd hoch- und runtergurken möchte, muss einige Anstrengungen in Kauf nehmen. Denn nach Westen und Osten hin geht es schweißtreibend bergauf. Es gibt aber einen Fluchtweg die westlichen Hügel hinauf, der von jedem bequem auch ohne E-Bike befahrbar ist – die Dransfelder Rampe.

Manuskript

Text

Bei der Dransfelder Rampe handelt es sich um einen mit viel Aufwand erstellten Abschnitt der Hannöverschen Südbahn. Das war vor gut 170 Jahren. Mittlerweile gibt es weder die Hannöversche Südbahn noch das dazugehörige Hannöversche Königreich und auch nicht mehr die politischen Verwicklungen, die einst zum Bau dieser Eisenbahn führten. Weil die Hannoveraner die Kur-Hessen damals mit Schiffahrtszöllen in Hann.Münden schamlos ausplünderten, hatten sie berechtigte Angst, dass die Kurhessen, den Spieß umdrehen, sobald sie Gelegenheit dazu hätten. Das ist der Grund warum die Eisenbahnstrecke Hannover/Hann.Münden aufwendig die Dransfelder Berge hochgebaut wurde – damals einzige Möglichkeit kur-hessisches Staatsgebiet zu umgehen. Aber das ist nicht der Grund warum wir Ihnen das heute vorstellen. Der Grund ist, dass aus der einstigen Bahnstrecke mittlerweile ein, man darf das ruhig so sagen, lieblicher Ausflugsweg geworden ist. Wo genau der in Göttingen beginnt ist schwer zu sagen, aber wenn Sie sich auf dem Weg zwischen der Rückseite des Stadtfriedhofs und den heutigen Bahngleisen befinden, dann sind schon mitten auf der ehemaligen Gleisstrecke. Sie durchqueren, immer geradeaus, Grone-Süd und finden Sich vor der Siekhöenhallee wieder. Dieser Abschnitt ist vielen Göttingern wahrscheinlich noch bekannt. Man könnte jetzt von hier aus nach rechts abbiegen Richtung Kaufpark. Heute aber nicht. Gehen/fahren Sie geradeaus weiter. Und schon direkt hinter der Siekhöhenallee ist der Bahnstrecken-Charakter des Weges unverkennbar. Sie befinde sich auf dem ehemaligen Bahndamm. Rechts und links fällt die Böschung teilweise steil ab, der Weg ist gesäumt von Kirschbäumen und anderem Gesträuch und Getier. Mittels einer Brücke überqueren Sie mühelos die A7 und mit einer lang gestreckten Rechtskurve trifft der Weg im unteren Teil von Groß Ellershausen zum ersten Mal auf die B3. Die Autostraße führt in praktikabler Einfallslosigkeit direkt den Berg hoch. Die Bahnstrecke aber windet sich in einer weit geschwungenen Kurve nördlich um Groß Ellershausen herum nach oben. Mal ist der Weg tief in das Gelände eingeschnitten, dann wieder erhebt er sich über die ringsumliegenden Felder, Weiden und Obstplantagen. Die B3 ist elegant untertunnelt und nach wenigen Metern werden Sie überrascht feststellen, wie weit nach oben Sie bereits gelangt sind. Sie befinden sich mittlerweile nämlich hoch über dem Ort, der Blick geht weit ins Leinetal und sogar über dessen Ostflanke hinaus. Sie können hier verweilen, je nach Saison die Obstbäume abernten oder auf den Feldwegen die Umgebung erkunden. Sie können aber auch weiter der ehemaligen Bahnstrecke folgen. Die macht noch einmal einen Schwenk nach Westen in das sogenannte Groner Holz – einem Wald – und führt jetzt auch etwas zur Ruhe gekommen immer noch leicht bergauf aber vor allem schnurgerade am Rand des Gehölzes entlang. Auch hier ist der Weg mal eng eingepfercht, mal etwas erhöht über dem Gelände. Und nach guten anderthalb bis zwei Kilometern treffen Sie erneut auf die B3. Das ist an sich wenig spektakulär. Das ist nur erwähnt, weil an dieser Stelle das, leider ehemalige, Gasthaus Rischenkrug steht. Und hier endet auch die Dransfelder Rampe. Zumindest der gut ausgebaute Ausflugsweg. Wie Sie jetzt weiter verfahren ist vor allem eine Typfrage. Wenn Sie partout nicht den gleichen Weg zurück nehmen wollen, den sie gekommen sind und wenn Sie darüber hinaus jemand sind, der ein Ziel braucht im Leben und in der Freizeit, dann können wir Ihnen noch zum Abschluss ein Badevergnügen anbieten. Fahren Sie einfach weiter am Rischenkrug vorbei und biegen Sie dann links in die Straße Wegelange ein. Die führt nach klein Wiershausen, das ist wirklich nicht weit und von hier aus geht es ungefähr links weiter nach Settmarshausen und dort gibt es ein kleines von den Bewohnern selbst geführtes Schwimmbad. Die Sonnenwiese liegt Zaun an Zaun zu den Gemüsebeeten der Nachbarn, es gibt Wasserspiele für Kinder, Poolnudeln, ein Sprungbrett und einen Kiosk, der, das ist der nostalgische Höhepunkt der Tour, liebevoll in Butterbrottüten abgepackte Portionen von Gummibärchen und anderem Schleck verkauft. Der Rückweg geht übrigens bis Rosdorf auf einem Radweg konsequent bergab, nur einmal, bei der Überquerung der A7, müssen Sie kurz in die Pedale treten.