Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Jennifer Bullert
Datum:
Dauer: 05:10 Minuten bisher gehört: 288
Kaum sind sie da, die ersten Vor-Frühlings-Sonnenstrahlen, lassen sie schon an den Sommer denken und damit verbunden an fröhlichen Schwimmbadlärm. Doch auch außerhalb der warmen Jahreszeit gilt es natürlich, Kindern das Schwimmen beizubringen und Vereinen eine Möglichkeit zu geben, zu trainieren. So zum Beispiel im Hallenbad der Uni am Institut für Sportwissenschaften (IfS). Das wurde in den vergangenen Jahren energetisch saniert, allerdings bräuchte es noch weitere Reparaturen – Maßnahmen, die Geld kosten. Weil die Göttinger Sport und Freizeit GmbH nun noch ein zusätzliches Gruppenbad an der Eiswiese plant, gibt es unter anderem von Vereinen, dem Klimaschutz-Beirat Göttingen und mehreren Ratsfraktionen und -gruppen Befürchtungen, dass dies das Aus für das Unibad bedeuten könnte. Jennifer Bullert berichtet.

Manuskript

Text

Eine neue Filteranlage und Sanierungen an Becken sowie Beckenumrandung – mehr bräuchte es nach Ansicht des Klimaschutz-Beirates Göttingen nicht, um das Unischwimmbad am Institut für Sportwissenschaften auf Vordermann zu bringen. Kostenpunkt: Pi mal Daumen etwa zwei bis drei Millionen Euro. Abgesehen davon sei das Hallenbad durch energetische Sanierung in den vergangenen zehn Jahren gut in Schuss und es gebe auch keinen Renovierungsstau. Trotzdem ist die Zukunft des Bades nun ungewiss und treibt die Politik sowie die Sportvereine um. Die USC Seegurke, die DLRG Ortsgruppe Göttingen, der Göttinger Paddler Club und der TWG 1861 äußerten ihre Sorgen bereits in einem Brief an die Politik sowie an Stadtsportbund und Göttinger Sport und Freizeit GmbH. Die GöSF plant nämlich ein neues Hallenbad an der Eiswiese. Doch das würde den Vereinen zufolge nicht die Voraussetzungen für den Tauch- und Kanupolosport sowie die Ausbildung von Rettungsschwimmern bieten. In der Ratspolitik mehren sich die Befürworter für den Erhalt des Unibads, so zum Beispiel Edgar Schu von der Göttinger Linken-Ratsfraktion:

 

O-Ton 1, Edgar Schu, 23 Sekunden

Wir sind auf jeden Fall dafür, dass das Bad im IfS, dass das erhalten bleibt, also saniert wird, weil es auch klimapolitisch überhaupt nicht einzusehen ist, dass eine einzureißen und an einer anderen Stelle etwas neu aufzubauen. Also wenn es einen zusätzlichen Bedarf gibt, dann kann ja die Eiswiese erweitert werden, aber es darf nicht das Schwimmbad am IfS aufgegeben und abgerissen werden.“

 

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Zusätzlichen Bedarf sieht zumindest GöSF-Geschäftsführer Andreas Gruber. In Göttingen gebe es ihm zufolge Potenzial für zwei solcher Bäder. Außerdem seien die Entscheidungen noch nicht getroffen, Förderprogramme wären nötig und die GöSF befinde sich zurzeit in Planungen. Genauso übrigens auch die Politik: Am 1. März hatte der Klimaschutz-Beirat eigentlich in der Umweltausschusssitzung über die Zukunft des Hallenbads diskutieren wollen. In einem Antrag forderte er, dass vorerst kein Bebauungsplan für ein „Neues Stadtbad Eiswiese“ aufgestellt wird, sondern erst einmal Optionen mit der Universität ausgelotet werden sollen, wie das Unibad instand gesetzt werden könne. Doch dazu kam es nicht, denn: Formal darf die Frage nach dem Schwimmbad und einem Bebauungsplan nur im Bauausschuss entschieden werden. Deswegen musste der Klimaschutz-Beirat seinen Antrag zurückziehen. Im Bauausschuss wiederum hat er keinen Sitz. Klimaschutz-Beiratsmitglied Nils König setzt sich trotzdem weiter für den Erhalt des Unibads ein, das zu rund 60 Prozent von Schulen und Vereinen genutzt werde und damit weniger von der Universität selbst:

 

O-Ton 2, Nils König, 43 Sekunden

Das ist ja gerade unsere Idee: Dass man sagt, man spricht mit der Uni über die Frage, wer das Bad betreibt. Wenn wirklich die Stadt der Hauptnutzer ist, was ja im Moment der Fall zu sein scheint, dass das eben vor allem für Schüler- und Vereinsaktivitäten genutzt wird und die Uni sagt: Das ist nicht unsere Aufgabe. Dann geht es eben genau darum – das ist ja unser Antrag – zu verhandeln mit der Universität, ob man eben den Betrieb gemeinsam machen kann oder die Stadt den übernehmen kann. Aber es ist auf jeden Fall billiger dann, diese weitere Sanierung zu machen, als ein neues Bad zu bauen. Und jetzt, wie es im Moment aussieht, einen B-Plan sozusagen auf Vorschuss zu machen, wo noch gar kein Geld für den Neubau als auch die Sanierung da ist, das finden wir noch kritischer, weil die Bauverwaltung im Moment völlig überfordert ist und eben viele Sachen nicht umsetzen kann, weil sie eben zu wenig Personal hat.“

 

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Gespräche mit der Universität müssten nun Priorität haben, bekräftigt König. Rückendeckung erhält er auch von anderen politischen Fraktionen. Der SPD Ortsverein Göttingen-Ost hatte sich schon für den Erhalt des Bads am IfS ausgesprochen, ebenso die Grüne Ratsfraktion. Sie plädiert ebenfalls für Gespräche zwischen Stadt und Universität und könnte sich auch einen gemeinsamen Betrieb mit Kostenbeteiligung durch die Stadt vorstellen. Für den Erhalt spricht sich auch Till Jonas Hampe von der PARTEI-und-Volt-Ratsgruppe aus. Thorben Siepmann von der FDP-Ratsfraktion zeigt sich jedoch skeptisch:

 

O-Ton 3, Thorben Siepmann, 9 Sekunden
„Prinzipiell wäre es wünschenswert, das in Göttingen zu erhalten. Allerdings sieht die FDP-Fraktion momentan keine Möglichkeiten, das aus dem städtischen Haushalt zu finanzieren.“

 

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Ratsmitglied Francisco Welter-Schultes vom Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung lehnt einen Neubau an der Eiswiese hingegen strikt ab. Wenn ein Neubau von rund sechs Millionen Euro unproblematisch sei, müsse auch genügend Geld vorhanden sein, um das Unibad zu sanieren, so sein Argument. Darüber hinaus verweist er auf die verkehrspolitischen Folgen eines zentralen Bades: Mehr motorisierter Verkehr und Versiegelung von Grünflächen für Parkplätze. Laut Oberbürgermeisterin Petra Broistedt befinde sich die Stadt derzeit in Gesprächen mit der Uni, Aussagen könnten jedoch noch keine getroffen werden. Die Universität selbst erklärte, dass sie aufgrund von Kürzungen des Landes Einsparzwängen unterliege, zudem betrage der Anteil der sportwissenschaftlichen Ausbildung nur noch rund zehn Prozent der Gesamtbelegung. Aus diesen Gründen sei eine Sanierung aus eigenen Mitteln für die Universität kaum zu rechtfertigen, heißt es in einer Stellungnahme. Problematisch sei auch, dass keine Förderprogramme in Anspruch genommen werden könnten, da diese sich an Kommunen richten. Deutlich machte die Universität aber dennoch, dass auch sie einen Erhalt des Unibads gegenüber einem Neubau bevorzugen würde.