Jugendlichen politische Mitsprache ermöglichen – Göttingen wählt sein Jugendparlament
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Felix Heipke |
Datum: | |
Dauer: | 06:25 Minuten bisher gehört: 659 |
Manuskript
Text
Bekämpfung der Obdachlosigkeit. Mehr Drogenprävention nach der Cannabis-Legalisierung. Dönerpreis höchstens 3 Euro. Das sind nur einige der Themen, welche am 03. April im Jugendparlament zur Sprache kamen. Vor Ort waren neben den Parlamentariern auch die nun kandidierenden Schüler für die kommende Wahl. Ziel war es, sich näher kennenzulernen und sich über Themen auszutauschen. Das Jugendparlament Göttingen gibt es seit 2020 und hat den Zweck, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, kommunal Einfluss auf die Politik zu nehmen. Die genaue Funktion des Jugendparlaments hat mir Kerstin Jäger-Hartmann erklärt. Sie arbeitet bei der Jugendpflege der Stadt.
O-Ton, Kerstin Jäger-Hartmann (23 Sekunden)
„Also das Jugendparlament in Göttingen soll eine Form der Jugendbeteiligung darstellen. Das haben sich ja damals auch jugendliche Gewünscht um an der Kommunalpolitik mitwirken zu können. Und so ist das auch praktisch aufgebaut worden. Die Jugendlichen haben Rede- und Antragsrecht in allen Ausschüssen und können da überall ihre Ideen einbringen“
Gewählt werden die insgesamt 45 Kandidierenden von allen Schülern der Region. In manchen Schulen gibt es Wahllokale. Aus welchem Grund sich einige im Jugendparlament engagieren wollen, habe ich einige gefragt. - Zum Beispiel: Devid Dik, Lotte Van Roosmalen, Daan Stegman und Mia Witte:
O-Ton, Deivid Dik und Lotta Van Roosmalen (39 Sekunden)
„Weil ich mich darin sehe mich politisch für meine Mitmenschen zu engagieren. So bin ich auch in einer Rechtskunde Ag an unserer Schule und auch Abseits davon interessiere ich mich sehr wohl für unser politisches wohlergehen in unserer Gesellschaft. Vor allem bezogen auf meine Stadt, auf unsere Stadt, Göttingen. Für mich. Für uns. Für Göttingen!“
„Um queere Rechte z.B. zu vertreten und Orte für Jugendliche, z.B. zum Feiern oder einfach Zeit verbringen, zu gestalten. Z.B. im Winter oder wenn es regnet. Dass man sich drinnen treffen kann, ohne zwangsläufig einen Club z.B. beizutreten. Und natürlich um für die Umwelt und z.B. Busse was zu tun.“
O-Ton, Daan Stegmann und Mia Witte (27 Sekunden)
„Weil ich etwas verändern möchte, dass wir mehr Fahrradwege und mehr Radwege kriegen und auch bessere Fahrradparkplätze, weil mein Fahrrad wurde letztes Jahr selbst geklaut und deswegen ist mir das Thema sehr wichtig.“
„Also ich bin jetzt schon in der diesigen Legislaturperiode aktiv und ich würde meine Arbeit gerne fortführen, weil es mir sehr viel Spaß macht. Weil ich es wichtig finde die Meinungen oder die Bedürfnisse der Jugendlichen in der Kommunalpolitik zu vertreten.“
Einen Steckbrief aller Kandidaten können Sie auf der Internetseite des Jugendparlaments Göttingen sehen. Dort ist meist in kurzen Sätzen beschrieben, was die Ziele und Vorteile der einzelnen Kandidierenden sind.
Die der Jugend häufig zugeschriebene Politikverdrossenheit kann man bei den Schülern des Jugendparlaments nicht erkennen. Viele von ihnen haben sogar ganz konkrete Pläne, wie sie unsere Region auf kommunaler Ebene erneuern, verbessern und verändern können. - etwa Elijah Weiß und Oskar Otto:
O-Ton, Elijah Weiß und Oskar Otto (38 Sekunden)
„Ich möchte Konkret angehen, dass die Barrierefreiheit und die Inklusion mehr gefördert wird. Das ist vor Allem auf meiner Schule auch ein sehr wichtiges Thema. Und kommt leider, finde ich so, in der breiten Masse viel zu kurz, weswegen ich daher mehr machen möchte in die Richtung.“
„Also ich würde gerne mehr grün in der Göttinger Innenstadt haben und konkret würde ich gerne auch, dass wir in Göttingen die Fußgängerzone auch zur Fußgängerzone machen. So z.B., dass in der Jüdenstraße nicht mehr immer Autos durchfahren. Die Busse können da gerne noch durchfahren. Da könnte man dann so ein System machen mit so Pfeilern, die aus dem Boden fahren können“
Nun stellen sich wahrscheinlich einige von Ihnen die Frage: Das sind doch nur Jugendliche, welchen wirklichen Einfluss, hat das Jugendparlament denn auf die Geschehnisse der Kommunalpolitik? Diese Frage beantwortet Jäger-Hartmann:
O -Ton, Kerstin Jäger-Hartmann (32 Sekunden)
„Wenn sie was vorhaben, was ihnen wichtig ist, ist es auch wie in der Kommunalpolitik für alle Parteien wichtig, dass sie Mitstreiter gewinnen. Und es gelingt aber ganz gut, weil einige Parteien sich für unterschiedliche Projektideen der Jugendlichen auch einsetzen. Also die Jugendlichen haben Kontakt zu allen Parteien und wenn sie für ein bestimmtes Projekt Unterstützung benötigen, loten sie halt aus, bei welcher Partei sie Unterstützung finden würden und geben das dann an“
Disparität ist ein großes Ziel der großen Parteien in Ländern und Bund. Dieses Ziel wird häufig nicht erreicht. Das Problem hat das Jugendparlament nicht. So besteht es ca. zur Hälfte aus Mädchen und Jungen. Außerdem ist vom Alter von 12-18 Jahren alles dabei und Förder- und Gesamtschulen sowie die Gymnasien abgedeckt.
Bei der hohen Zahl an Kandidaten, gibt es auch schon einmal Überschneidungen bei Themen und Forderungen. Was sie von anderen Kandidaten unterscheidet, beantworten Nicolas König und Kaan Yavuz:
O-Ton, Nicolas König und Kaan Yavuz (19 Sekunden)
„Ich möchte, dass alle Menschen mitmachen, weil ich glaube, dass Menschen generell was bewegen können“
„Ich wohne ja in Hann. Münden. Das ist ja nicht so weit weg von hier. Aber dort bin ich auch aktiv, wir haben dort ein Jugendforum. Ich bin dort auch in einer Partei aktiv und deshalb glaube ich, dass ich geeignet bin für die Aufgabe im Jugendparlament.
Und neben der ganzen Politik, finden manche Kandidierenden auch noch Zeit für andere gesellschaftlich relevante Dinge. Joudi Haj Sattouf erzählt von ihrer eigenen Ausstellung, die ihr sehr am Herzen liegt.:
O-Ton, Joudi Haj Sattouf (24 Sekunden)
„Ich habe bald meine eigene Ausstellung, aber das ist eher für die Gefangen in Syrien. Weil ich komme aus Syrien und ich werde da spezifisch so diesen Personen einfach mal die Stimme geben. Weil sie halt sehr lange schon leiden, schon 60 Jahre, und niemand weiß halt darüber was. Und deswegen habe ich mir das halt vorgenommen. Also mich würde es freuen, wenn das Jugendparlament halt mithilft und ich da halt auch die Unterstützung bekomme“
Die Jugendparlamentswahl findet in den Schulen am 10 April statt. Die Kandidierenden werden für die nächste Legislaturperiode, in diesem Fall für zwei Jahre, gewählt. Weitere Infos finden sie unter der Internetseite des Jugendparlaments Göttingen.
Links / Verweise
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