Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Morten Reimers
Datum:
Dauer: 04:17 Minuten bisher gehört: 230
Am vergangenen Montag hatte Göttingen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hohen Besuch. Dieser war zur Eröffnung einer Einrichtung des Gesundheitscampus Göttingen gekommen. Morten Reimers war vor Ort und hat mit Lauterbach über die Themen Pflege und Corona gesprochen.

Karl Lauterbach in einer Gesprächsrunde über die Themen Pflege und Hebammenwissenschaft (Bild: UMG/Jelinek)

Manuskript

Text

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach informierte sich zunächst bei der Führung über die Arbeit des Göttinger Gesundheitscampus. Nach der Runde durch das Haus stellte sich Lauterbach den Fragen der Presse. Angesprochen wurden verschiedene Themen. Besonders dringend erschien jedoch die Frage, wie das durch die Privatisierung des Gesundheitswesens eingezogene Profitdenken mit umfangreicher und angemessener Pflege zu vereinbaren sei. Es sei ganz klar, dass in allen Bereichen die gleichen Löhne gezahlt werden müssten. Deshalb sei das Tariftreuegesetz gemacht worden, erklärte Lauterbach:

 

O-Ton 1, Karl Lauterbach, 28 Sekunden

Die Tarife müssen bezahlt werden. Es muss auch so sein, dass diejenigen, die nach Tarif bezahlen, damit keine Verluste machen. Das heißt, es muss auch eine Rolle spielen bei der Art und Weise, wie die Pflege refinanziert wird. Ich glaube, dass die Privatisierung in der Pflege sogar in der Tendenz ein Stück zu weit gegangen ist. Auf jeden Fall muss jetzt dafür gesorgt werden, dass durch private Pflege und der Pflege durch Wohlfahrtsverbände oder durch andere Träger kein Unterschied besteht und dass überall nach Tarif bezahlt wird.“

 

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Auch die Arbeitsbedingungen in der Pflege stehen öffentlich oft in der Kritik. Denn ohne gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung lässt sich auch der Notstand beim Pflegepersonal nicht aufhalten bzw. umkehren. Auch lässt sich eine qualitativ und quantitativ gute Pflege nicht realisieren, wenn das dafür nötige Personal fehlt. Der SPD-Politiker spricht in diesem Zusammenhang von einer Spirale, die sich entweder nach oben oder nach unten dreht:

 

O-Ton 2, Karl Lauterbach, 35 Sekunden

Wenn wir zu wenig bezahlen, zu wenig Pflegekräfte haben, dann verlieren wir Pflegekräfte, die Arbeitsbedingungen werden schlechter, die Spirale dreht sich nach unten. Wenn die Spirale sich nach oben drehen soll, dann müssen wir über eine bessere Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen Menschen gewinnen, die wieder in die Pflege zurückkommen, die da schon mal gearbeitet haben oder junge Leute, die sich für die Pflege entscheiden. Das wird zunehmend schwer sein. Aber wenn uns das gelingt, dann ist durch die Kombination „bessere Arbeitsbedingung“ und „bessere Bezahlung“ eine Spirale nach oben möglich. Dann wird die Pflege attraktiv werden. Wir werden eine bessere Pflege zu besseren Bedingungen bekommen.“

 

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Die Corona-Pandemie hat in vielen Branchen dazu geführt, dass Personal abgebaut wurde oder aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen gekündigt hat. Auch die Pflegebranche ist hier keine Ausnahme. Jedoch verzeichne die Pflegebranche mit Anhalten der Pandemie wieder einen positiven Trend, so Lauterbach:

 

O-Ton 3, Karl Lauterbach, 35 Sekunden

In der Pflege haben wir viele Menschen verloren, die in der Pflege gearbeitet haben, aber dann die Arbeit nicht mehr fortsetzen konnten oder wollten. Das ist quasi eine Begleiterscheinung der Pandemie gewesen. Aber jetzt sind wir schon seit einiger Zeit daran. Es entscheiden sich wieder mehr junge Leute für die Pflege. Der Beruf der Pflege ist durch die Auseinandersetzung auch mit der Corona-Pandemie wieder ein Stück weit attraktiver geworden, weil jeder ja gesehen hat, wie wichtig Pflege ist. Also der soziale Wert der Pflege ist durch die Corona-Pandemie noch viel klarer geworden, als er es vorher schon war.“

 

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Zur allgemeinen Corona-Lage in Deutschland äußerte sich der Bundesgesundheitsminister ebenfalls. Dabei hielt er die Bürger und Bürgerinnen zur Vorsicht an. Außerdem warnte er vor einer wahrscheinlich bevorstehenden starken Herbst- und Winterwelle. Es sei damit zu rechnen, dass die BA5-Variante die dominierende Variante in diesem Herbst sein wird. Lauterbach zufolge sei das auch die Einschätzung des Expertenrates der Bundesregierung:

 

O-Ton 4, Karl Lauterbach, 44 Sekunden

Das ist keine gute Nachricht, weil diese Variante ist besonders ansteckend, noch ansteckender als die BA1 und BA2 Varianten, die wir gehabt haben. Gleichzeitig sind die Verläufe wieder etwas schwerer als bei früheren Omikron-Varianten. Aber das ist die Variante, mit der wir fertig werden müssen. Die gute Nachricht ist die: Wir haben hier spezifische Impfstoffe, die wir anbieten können. Bivalente Impfstoffe, die also den anzestralen und angepassten Impfstoff BA1 und BA5 kombinieren. Ich glaube, dass wir die ersten Chargen dieser Impfstoffe ab dem 5. September sogar ausschicken können und somit müssen wir die Menschen gewinnen für weitere Impfungen, aber wie gesagt, die Welle mit BA5 wird bedeutsam sein und wir müssen früh vorbereitet sein.“