Aufregung ums Bürgergeld – Wie viel muss Arbeit wert sein?
Sendung: | Mittendrin Redaktion Kommentar |
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AutorIn: | Jennifer Bullert |
Datum: | |
Dauer: | 2:58 Minuten bisher gehört: 181 |
Manuskript
Text
502 Euro Cash vom Staat soll es künftig für Arbeitslose geben. Adios Hartz IV und willkommen Bürgergeld! So manche sehen in dem Vorhaben der Ampel-Regierung quasi das neue Schlaraffenland. Denn viele Sanktionen sollen wegfallen und überhaupt: Wie kann es sein, dass Geringverdienende sich dann überhaupt noch zur Arbeit schleppen? Denn wenn sie netto trotz Mindestlohn von zwölf Euro ab Oktober – wie im Paradebeispiel vieler Medien berechnet - pauschal gerechnet bei einer 39-Stunden-Woche gerade einmal rund 470 Euro im Monat mehr auf dem Konto haben als die Bezieher*innen vom Bürgergeld: Wo kommen wir denn da hin? Ist Arbeit nichts mehr wert?
Genau das monieren viele Stimmen, beispielsweise auch aus der Göttinger Politik. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler kritisierte jüngst in einer Mitteilung, dass das Bürgergeld den ersten Schritt zu einem bedingungslosen Grundeinkommen darstelle. Nichtleistung lohne sich und die Arbeitnehmer*innen müssten dafür blechen, so Güntzlers Aussage, nur in etwas freieren Worten ausgedrückt. Dabei liegt der eigentliche Knackpunkt an einer ganz anderen Stelle. Denn: Arbeit wird oftmals schlicht zu schlecht bezahlt! Denken wir nur an die Pflege- und Gesundheitsberufe, die in der Pandemie frenetisch beklatscht wurden, aber bei denen es finanziell kaum Verbesserungen gegeben hat! Dabei leisten diese Menschen einen Knochenjob. Unvorstellbar, was passieren würde, wenn sie irgendwann die Nase voll haben und hinschmeißen, weil sie keine Kraft mehr haben oder es sich vielleicht einfach nicht mehr leisten können, schlecht bezahlt zu werden.
Hinzu kommt die aktuelle Energiekrise, die einen Kettenmechanismus in Gang gesetzt hat. Kosten für Lebensmittel und Mobilität sind in diesem Jahr massiv gestiegen. Zwar hat die Regierung schon einige Entlastungspakete aufgelegt, aber unterm Strich dürfte bei vielen dennoch weniger Geld als zuvor übrig bleiben – dafür dürften die grauen Haare sprießen, falls da auf dem Kopf überhaupt noch was wächst. Und das ist auch so ein Punkt: Bei unter 40-Jährigen wird oftmals schon geflachst: „Rente! Ach, die werden wir doch eh nicht mehr bekommen!“ Die Politik mahnt gebetsmühlenartig, dass frühzeitige Altersvorsorge vernünftig ist, um nicht in die Altersarmut zu rutschen. Dazu muss aber auch erst einmal Geld vorhanden sein, das zur Seite gelegt werden kann! Nun lässt sich natürlich sagen: Aber die Lohn-Preis-Spirale...jaja. Aber inzwischen dürfte auch allen klar sein, dass die Situation für viele Menschen, ob mit oder ohne Familie, lange nicht mehr so angespannt war wie aktuell. Das zeigt sich zum Beispiel bei den Tafeln. Viele Tafeln, beispielsweise auch in Duderstadt, hatten in diesem Jahr schon einen Aufnahmestopp verhängen müssen. Denn Lebensmittelspenden fehlen und was sollen die Menschen machen, die sich wegen der explodierenden Kosten nichts mehr zu essen leisten können und dort keine Anlaufstelle mehr finden?
Ja, Arbeit muss etwas wert sein. Das muss aber vor allem auf der Chefetage ankommen und sich im Geldbeutel der Mitarbeitenden bemerkbar machen, die quasi am „Ende der Nahrungskette“ stehen: Bei denen, die vor allem während der Pandemie nicht ohne Grund als „systemrelevant“ eingestuft worden sind.
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