Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Tina Fibiger
Datum:
Dauer: 03:28 Minuten bisher gehört: 107
Couragierte Frauen prägen bis heute die Geschichte des Grenzdurchgangslagers Friedland. Ihnen widmet sich eine Sonderausstellung, die gestern zum Internationalen Frauentag im Foyer des Museum Friedland eröffnet wurde. Neben dem Engagement für Millionen von Geflüchteten spiegeln sich in den Portraits auch die Erfahrungen von Krieg, Verfolgung und Vertreibung. Tina Fibiger mit Eindrücken über eine vielstimmige Chronik „Erzählte Lebensgeschichte(n): Frauen in Friedland“.

Das Museum Friedland (Bild: Museum Friedland - Stephan Beuermann)

Manuskript

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In den ersten Nachkriegsjahren leisteten sie vor allem Aufbauarbeit, die für das Zusammenleben im Grenzdurchgangslager Friedland von entscheidender Bedeutung war. Frauen wie Hedwig Lorenzkowski, Lucina Bunnenberg, Charlotte Wagner und Anna Kelterborn arbeiteten vor allem in den caritativen Einrichtungen, wo sie den Geflüchteten und ihren Familien nach der Ankunft zur Seite standen. Für Ausstellungskuratorin Ewa Kruppe gaben sie dem Lager in der Inneren Mission, beim DRK-Suchdienst oder der Caritas ein Gesicht.

 

O-Ton 1, Ewa Kruppa, 17 Sekunden

Das ist einfach sehr beeindruckend, wie Frauen sich engagiert haben mit persönlichem Einsatz. Insofern wollten wir einfach einigen Biografien nachspüren, tatsächlich die Personen dahinter auch kennenlernen. Wer genau waren diese Frauen, aus welcher Motivation haben sie sich einfach hier eingebracht.“

 

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Kruppa berichtet von Anna Kelterborn, deren erzählte Lebensgeschichte auf einer der Stelltafeln im Museumsfoyer dokumentiert ist und wie sie sich im so genannten Haus der Zuflucht für Kaffeenachmittage einsetzte, um den Ankommenden neben den Behördengängen eine Willkommensatmosphäre zu vermitteln. Auch mit Gabriele Roßberg-Penke, die 36 Jahre lang den Lagerkindergarten leitete, verbindet sie ein besonderes Kapitel Lagergeschichte.

 

O-Ton 2, Ewa Kruppa, 21 Sekunden

Zu dieser Zeit waren hier Kinder aus dem Dorf zusammen mit den Kindern aus dem Lager. Also das waren Aussiedlerkinder, später auch Kinder aus Vietnam. Als sie hier zu Gast war, hatte sie besonders betont, wie wichtig ihr das war, diese Kinder alle mit einzubeziehen. Trotz dieser sprachlichen Schwierigkeiten und dass man sich nicht verstanden hatte, war es ihr einfach wichtig, dass die Kinder hier irgendwie sich angenommen fühlen.“

 

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Auch Gewalt und Terror sind Teil dieser erzählten Lebensgeschichten aus Chile, Russland und Vietnam. Sie prägten ebenfalls das besondere Engagement der Frauen, die Friedland als sichere Zuflucht erlebt hatten, um dann diese Erfahrung an geflüchtete Frauen und ihre Familien weiter zugeben. Für Museumsleiterin Anna Haut erzählen sie auch sehr viel über globale, europäische und deutsche Geschichte aus der weiblichen Perspektive.

 

O-Ton 3, Anna Haut, 33 Sekunden

Frauen und Flucht als Thema ist in den letzten Jahren auch präsenter geworden, die besonderen Herausforderungen, die Frauen auf der Flucht aber auch danach noch haben: Frauen sind häufig mit Kindern und anderen Angehörigen unterwegs, haben eine besondere Schutzbedürftigkeit. Gleichzeitig im Bezug auf ihre Fluchtursachen haben sie natürlich spezifisch geschlechtsbezogene Gründe. Das kann zum einen Gewalt sein, sexualisierte Gewalt, aber auch die Verweigerung grundlegender Rechte aufgrund ihres Geschlechts, wie zum Beispiel der Zugang zu Bildung, zu Arbeit, zu freier Religionsausübung.“

 

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An die Sonderausstellung „Erzählte Lebensgeschichte(n): Frauen in Friedland“ schließen sich weitere Gespräche mit Zeitzeitzeuginnen an, die auch die dokumentarische Chronik ergänzen. Museumsleiterin Haut kündigt weitere Materialien an, die dann auf der Website des Museums abrufbar sind.