Weihnachtsmärkte in Südniedersachsen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Ben Mendelson |
Datum: | |
Dauer: | 05:54 Minuten bisher gehört: 172 |
Manuskript
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Veranstaltungen zum Karneval Anfang 2021 wurden mancherorts schon abgesagt. Für die vorherige Weihnachtszeit laufen aber auch in Südniedersachsen längst die Vorbereitungen für Weihnachtsmärkte. Diese werden natürlich abhängig von der jeweiligen Infektionslage in den Regionen und den dann geltenden Corona-Verordnungen sein. Aber Ende September sendete der Niedersächsische Städtebund ein positives Zeichen und verlautete, dass Kommunen grundsätzlich Weihnachtsmärkte durchführen könnten. In Einbeck wurde das kleine Weihnachtsdorf auf dem Marktplatz bereits von den lokalen Behörden genehmigt. Es soll ein Einbahnstraßensystem, ständiges Desinfizieren und etwa Spuckschutzvorrichtungen bei den gastronomischen Angeboten geben, berichtet Anja Barlen-Herbig, die Geschäftsführerin von Einbeck Marketing.
O-Ton 1, Anja Barlen-Herbig, 30 Sekunden
"Wir haben uns zusammengesetzt mit den Schaustellern und mit der Stadt, was wir aber auch so jedes Jahr machen. Und wir haben auch von den Erfahrungen der Schausteller profitiert, die ja jetzt auch schon ihre Erfahrungen sammeln konnten. Wir haben das Konzept erstellt und es eingereicht. Ich denke, für uns war es jetzt nicht besonders viel Aufwand. Man muss halt bestimmte Sachen berücksichtigen, aber wie gesagt: Einbeck ist wirklich ein kleines Weihnachtsdorf. Und es ist nicht zu vergleichen mit Hannover, Goslar oder Braunschweig. Also ich glaube, da muss man wirklich ganz andere Vorkehrungen treffen."
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Die Lage in Einbeck sei allerdings auch nicht mit größeren Städten vergleichbar, da es wie üblich nur knapp 20 Stände geben würde. In Hochzeiten würden etwa 150 Menschen auf dem 800 Quadratmeter großen Gelände sein, so Barlen-Herbig. Eine der Städte, in der womöglich mehr Vorkehrungen getroffen werden müssen, ist die Universitätsstadt Göttingen. Auf Anfrage teilt der städtische Pressesprecher Dominik Kimyon mit, dass die Stadt grundsätzlich davon ausgehe, dass ein Weihnachtsmarkt stattfinden wird. In welcher Form das dann passieren könne, sei natürlich noch offen. Das Vergabeverfahren für die Schausteller sei bereits abgeschlossen, so Kimyon.
O-Ton 2, Dominik Kimyon, 35 Sekunden
"Durch die Vergabe der Standplätze müssen wir den Schaustellern ja auch entsprechende Sicherheit geben. Die können wir natürlich nicht ganz geben, weil wir nicht wissen, wie die Lage im Dezember und der Adventszeit sein wird. Aber wir müssen zumindest so planen. Der Umkehrschluss wäre, wir würden bis kurz vor Beginn der Adventszeit warten und würden die Schausteller dann bitten, den Weihnachtsmarkt durchzuführen, wenn die Infektionslage das zulässt. Das ist natürlich sehr kurzfristig und überhaupt nicht zielführend. Das heißt: Wir planen, dass der Weihnachtsmarkt durchgeführt werden kann und denken zugleich an Alternativen und müssen letztlich natürlich situativ schauen, wie die Lage dann tatsächlich zu der Zeit ist."
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Das Hygienekonzept wird in Göttingen allerdings noch zwischen dem Ordnungsamt und dem Verein, der den Weihnachtsmarkt durchführt, erarbeitet. Grundsätzlich solle natürlich auf Abstände geachtet werden. Was das aber für das Gelände bedeutet oder beispielsweise für die Frage, ob Zugangssteuerung betrieben werden muss, also an Einlässen kontrolliert wird, wie viele Menschen ein und aus gehen, steht für die Stadt noch nicht fest. Solche Fragen werden organisatorisch entscheidend sein für die Durchführung eines Weihnachtsmarktes. Denn gerade ein dicht gedrängtes Treiben, wie es üblicherweise auf dem zentralen Weihnachtsmarkt der universitären Großstadt herrscht, müssen die Behörden tunlichst vermeiden. Dies ohne entsprechende Einlasskontrollen zu bewerkstelligen, scheint schwer vorstellbar. Zugleich würden solche Kontrollen einen hohen Aufwand bedeuten, weiß der Bürgermeister von Osterode, Jens Augat. Er ist auch im Vorstand des Vereins für Tourismus und Marketing der Stadt (VTM) aktiv. Ob in Osterode ein Weihnachtsmarkt stattfinden wird, ist noch nicht entschieden. Falls die Stadt gezwungen wäre, Zugangskontrollen durchzuführen, wäre die Belastung hoch und die Durchführung gefährdet, meint Bürgermeister Augat.
O-Ton 3, Jens Augat, 32 Sekunden
"Ich muss ganz ehrlich sagen, dann wird es ganz schwer für uns als Stadt, aber auch als VTM. Dann müssen wir glaube ich Lösungen finden, die es uns auch ermöglichen, diese Zugangssteuerung in irgendeiner Weise durchzuführen. Dann ist es ja nicht mehr einfach möglich, den Kornmarkt bei uns als Veranstaltungsort zu wählen. Wir müssten dort ja entsprechend den Zuzug steuern. Wir müssten gleichzeitig dafür sorgen, dass natürlich auch Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge jederzeit dazukommen können. Wir bräuchten Personal, das diesen Zuzug auch kontrolliert. Und das ist natürlich eine große Herausforderung, bei der ich im Moment noch nicht sehe, wie wir das bewältigen können."
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Fest stehe, so Augat, dass es keinen Weihnachtsmarkt wie üblich geben werde. Konzessionen an den Zeitgeist und die aktuelle Gefährdungslage müssen gemacht werden. Dafür werde die Stadt aber auf alle Fälle einen Weihnachtsbaum und Lichterketten in der Innenstadt anbringen. Sowohl in Einbeck, Osterode als auch in Göttingen sagen die Offiziellen, dass Weihnachtsmärkte nur durchgeführt werden sollten, wenn sie kein zusätzliches Risiko für die Bevölkerung darstellten. Diese Prämisse scheint aber je nach Stadt unterschiedlich realistisch. Und der Ausschank von Glühwein könnte darauf einen entscheidenden Einfluss haben, nicht zuletzt in Göttingen. Anja Barlen-Herbig sagt, dass in Einbeck eher Familien mit Kindern und Senioren das Weihnachtsdorf besuchen würden. Das sei eher nicht die Klientel, die sich munter betrinke. Aber die Schausteller seien auch dazu angehalten, betrunkenen Personen keinen Alkohol mehr zu verkaufen. Und kurz vor Weihnachten werde das Dorf präventiv geschlossen, um eine zusätzliche Gefährdungslage durch alkoholisierte Menschen zu vermeiden.
O-Ton 4, Anja Barlen-Herbig, 28 Sekunden
"Es gibt eine Veranstaltung beim Weihnachtsdorf, das ist der 23. Dezember, da ist die sogenannte ‚Homecoming-Party‘. Da wäre dann wirklich das Thema Alkohol ein großes Problem. Weil da kommen natürlich die ganzen Kinder aus der Region, die woanders arbeiten und leben, nach Hause. Und dann wird am 23. richtig gefeiert. Und da beugen wir aber vor und machen den Markt einfach mittags zu oder nachmittags, sodass wir da gar keine Gefahr laufen."
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Gerade der Umgang mit dem Thema Alkohol wird neben der Frage nach Zugangskontrollen entscheidend sein für möglichst risikoarme Weihnachtsmärkte – sofern sie denn überhaupt stattfinden können. Das hängt auch von den Corona-Verordnungen ab. Die neue Fassung soll in Niedersachsen im Oktober erlassen werden. Wie es dann in der Adventszeit aussieht, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird aber für alle Verantwortlichen sein, dass unter dem Weihnachtsbaum neben Geschenken und besinnlichen Momenten mit der Familie in einem turbulenten Jahr nicht noch ein weiterer Lockdown auf die Bevölkerung wartet.
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