Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Tina Fibiger
Datum:
Dauer: 03:55 Minuten bisher gehört: 321
Unter Corona-Bedingungen fehlt es weiterhin an Auftrittsmöglichkeiten. Deshalb möchte die
Kirchengemeinde von St. Johannis der Göttinger Kulturszene solidarisch zur Seite stehen. Sie stellt Musikern, Tänzern und Theatermachern in den kommenden Wochen bis Mitte September den Altarraum der Johanniskirche kostenlos zur Verfügung. Im Bündnis mit dem Verein KUNST reifte der Plan für eine „Sommerbühne“ mit Konzerten und Aufführungen, die zum 1. August an den Start geht. Tina Fibiger berichtet über das sommerliche Bühnenprogramm.

St.Johannis (Bild: ReginaSeibel)

Manuskript

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Wie in vielen anderen Kirchengemeinden ruhte auch bei St. Johannis das kulturelle Leben über mehrere Monate. Die Stadtkantorei konnte weder proben noch auftreten. Weitere geplante Konzerte für Instrumentalsolisten wurden abgesagt. Sie fanden in dieser Zeit bei der Kirchengemeinde zumindest ein Probenasyl, wie Pastor Gerhard Schridde berichtet, der mit der Sommerbühne auch ein solidarisches Zeichen setzen möchte

 

O-Ton 1, Gerhard Schridde, 22 Sekunden

Von daher war uns in der Gemeinde sehr, sehr präsent, in welcher Situation die ganzen Künstler im Augenblick sind und die Chöre auch. Da war erst die Idee: ‚Nehmen wir doch den Altarraum.‘ Und der Kirchenvorstand hat da auch sofort mitgezogen und hat gesagt: ‚Ja, dann stellen wir den kostenlos zur Verfügung.‘ Und ich bin an KUNST heran getreten und habe gesagt: Habt ihr Leute, die Interesse haben? Dann kam eben sofort die Resonanz: ‚Ja, das ist eine tolle Idee, das machen wir.‘“

 

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Für die Sommerbühne nahm der Verein KUNST mit seinem Netzwerk Kontakt zu Künstlergruppen und Solisten auf. JT-Intendant Nico Dietrich und Kerstin Börst vom ThOP-Team standen Schridde bei der Programmplanung und Organisation zur Seite – auch mit Blick auf Hygienebedingungen und Abstandsvorschriften für die Veranstaltungsreihe. Dietrich betont, dass nur Reservierungen bei der Gemeindeverwaltung möglich sind. Außerdem sollten die Zuschauer den Eintritt in Höhe von zehn Euro möglichst passend mitbringen, weil es keine klassische Abendkasse geben wird, sondern nur eine Box für die Einnahmen und mögliche Spenden.

 

O-Ton 2, Nico Dietrich, 27 Sekunden

Damit wir eigentlich so wenig Kontakt wie möglich haben. Das macht das alles ganz schön aufwändig und natürlich auch spannend, ob der Zuschauer diesen Weg auch mitgeht. Da finde ich aber, das lohnt sich, das zu tun. Dass die Kirche sagt, sie öffnen ihren Raum für Kunst und Kultur, dadurch wird es einigen Künstlern überhaupt erst möglich, wieder aufzutreten, weil an ihren ursprünglichen Veranstaltungsorten ist das gar nicht gestattet. Von daher ist das eine spannende Kombination, die sich hier gerade heraus gestellt hat und wir hoffen auf mehr.“

 

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„Sommermelancholie“ heißt es zum Auftakt der Sommerbühne am 1. August mit dem Ensemble des „Göttinger TanzZentrum“, das von Alexander Tietz am Klavier begleitet wird. Von einer wunderbaren Fügung schwärmt Choreografin Ulrike Grell, nachdem ein für März geplantes Projekt mit der Kirchengemeinde abgesagt werden musste.

 

O-Ton 3, Ulrike Grell, 16 Sekunden

Es war für uns tatsächlich so, dass wir schon Proben angesetzt hatten für diese Wochen ohne zu wissen wofür. Wir mussten irgendwie wieder loslegen. Und dann kam erst die Idee, dass die Sommerbühne entsteht. Und dann wussten wir plötzlich wofür. Also es ist wirklich wie aus einem Loch wieder loslegen zu dürfen.“

 

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Ebenfalls zum Auftakt der Sommerbühne gibt es am Nachmittag des 2. August Kinder-Clownstheater mit dem Duo „2Go“ und der märchenhaften Erzählung „Der Glücksregen.“ Mit seinem Duo-Partner, dem Organisten Peer Schlechta, plant der Göttinger Saxofonist Ove Volquartz für den 8. August eine musikalische Raumerkundung in St. Johannis. Das Duo „Mauve“ kündigt Chansons mit Klavier und Gesang, Akkordeon und Weingläsern für sein Kirchen-Gastspiel an. Schauspieler Götz Lautenbach lässt es dann mit seiner ThOP-Kollegin Kerstin Börst und den unheimlichen Geschichten seines „Gänselhautliesel“ gruseln. Auch eine Uraufführung gibt es auf der kirchlichen Sommerbühne zu sehen, wo sich Christoph Buchfink mit seinem Figurentheater der Geschichte einer fast unmöglichen Liebe mit dem Titel „Bis Mitternacht an der Grenze“ widmet. Für den 5. September hat sich das „Trio d’anche“ mit den Holzbläsern des Göttinger Symphonie Orchesters angekündigt. Daran an schließt sich ein literarisches Sommerbühnenfinale mit zwei Lesungen.