Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Emilia Kröger
Datum:
Dauer: 03:01 Minuten bisher gehört: 177
Sprechende Tiere, das klingt erst einmal nach Kinderfilm. Bei einem Tier ist dieser Zusammenhang jedoch schon länger aufgehoben: Das sprechende Känguru. Erschaffen vom Kabarettisten und Autor Marc-Uwe Kling hatte das Känguru seine ersten Auftritte als Radio-Podcast. Berühmt wurde es dann als Duo aus genervtem Kleinkünstler und kommunistischem Känguru durch Hörbücher und Lesungen. 2018 wurde dann bekannt, dass sogar ein Film über das Beuteltier produziert werden sollte. Der Kino-Start am 5.März in diesem Jahr wurde zwar durch die Pandemie ein wenig verhagelt, aber Emilia Kröger hat „Die Känguru Chroniken“ von Regisseur Dani Levi schon einmal für uns geschaut und berichtet nun darüber.

Manuskript

Text

„Ich wollte mir gerade Eierkuchen backen und da ist mir aufgefallen, dass ich vergessen habe Eier zu kaufen.“ Dieser Roman-Anfang ist den meisten eher als Beginn eines Hörbuchs bekannt und hat inzwischen schon fast eine Art Kult-Status erreicht. Die Geschichte des Kängurus, das ohne zu fragen bei dem Kleinkünstler Marc-Uwe Kling einzieht, hatte schon einen regelrechten Fanclub und 2013 sogar den Deutschen Hörbuchpreis gewonnen. Die Erwartungen an die Verfilmung ebendieser Känguru-Chroniken können also zurecht als sehr hoch bezeichnet werden. Der Autor Marc-Uwe Kling schrieb eigenhändig das Drehbuch zu dem Film, die Regie führte Dani Levy. Doch ist ein episodenartiger, nur teilweise aufeinander aufbauender Roman für ein klassisches Filmformat überhaupt geeignet? Vermutlich eher nicht, was wohl der Grund dafür sein dürfte, dass Kling für das Drehbuch eine völlig neue Handlung geschrieben hat. Und die lautet wie folgt: Der Beginn des Films ist noch romangetreu. Das Känguru besetzt die Wohnung gegenüber von Marc-Uwe und zieht nach dem ersten Kennenlernen dann doch direkt bei ihm ein, denn Marc-Uwe kann viel besser Eierkuchen machen. Danach ist das Beuteltier schnell damit beschäftigt den Plan von Jörg Dwigs zu durchkreuzen. Der Immobilienunternehmer und Vorsitzender der Partei „Alternative zur Demokratie“ (AzD) hat bereits die Häuser unmittelbar neben dem Miethaus von Marc-Uwe und dem Känguru aufgekauft und möchte dort den Europa-Tower bauen.

 

Das Känguru möchte also mit dem „asozialen Netzwerk“ Widerstand gegen Dwigs und seinen Europa-Tower formieren und mobilisiert dafür die anderen Bewohner im Mietshaus. Dazu gehören die Kiosk-Besitzer Friedrich-Wilhelm und Otto-Von, gespielt von Adnan Maral und Tim Seyfi, deren Eltern die Integration ihrer Kinder mit den deutsch-möglichsten Namen fördern wollten. Und auch Herta, gespielt von Carmen-Maja Antoni, die Kneipen-Besitzerin mit der Berliner Schnauze darf nicht fehlen. Es muss erwähnt werden, dass die Schauspielleistung dieser Darsteller, wie auch Dimitrij Schaad der den Protagonisten Marc-Uwe spielt, gelungen ist. Die Handlung kann zusammengefasst werden als Kampf der liebenswerten Berliner-Kiezbewohner gegen den Hyperkapitalismus in Form von Immobilienhaien, die mit Populisten zusammenarbeiten. So besitzt die Geschichte zwar denselben Charme wie die Erzählungen der Romane Das Känguru-Manifest oder Die Känguru-Offenbarung, die Witze und Dialoge blieben jedoch meist die alten und haben nicht mehr denselben Überraschungseffekt wie in den viel gefeierten Romanen. Und so fielen auch die Meinungen zum Känguru-Chroniken-Film unter Regie von Dani Levy fielen gemischt aus. Die Kritik aufgrund mangelnder Innovation und dem dumpfen Gefühl, dass die Geschichte nur für das Kino aufgewärmt wurde, ist gerechtfertigt. Und trotzdem bleibe ich mit der Hoffnung auf eine Fortsetzung wohl nicht alleine, denn unterhalten haben die Känguru-Chroniken auch als Film allemal.