Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Tina Fibiger
Datum:
Dauer: 04:35 Minuten bisher gehört: 113
Mit der Idee, Kinder und Jugendliche im Schreiben und Gestalten von Texten zu stärken, ging der Verein „Spielraum“ im vergangenen Jahr an den Start. Geplant waren zunächst fünf Schreibwerkstätten, die Corona- bedingt ausfallen mussten. Also machte sich das kreative Spielraum-Team im Sommer mit einem digitalen Projekt ans Werk. Unter dem Motto „ferienimkopf“ entstand eine Sammlung von Gedichten und Songs, die anschließend von Schauspielerin in 38 Videoclips übertragen wurden und jetzt auch auf einer Website erkundet werden können. Tina Fibiger über die digitale Schreibwerkstatt „ferienimkopf“ und die literarischen Fantasien im Online Format.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Manuskript

O-Ton, Einspieler „ferienimkopf“, 23 Sekunden

Ich verliere mich in den unendlichen Weiten am Strand. Der raue Wind. Das Kreischen der Möwen am Meer. Ich streife Stunde um Stunde durch den hellen Sand, vergesse die Realität. Das, echt, das ist imaginär. Ein ganz kleiner Teil tief in mir sehnt sich nach so einem Ort wie nach einem kuscheligen Tier.“

 

Text

Natürlich haben nicht alle Bühnenprofis so eine idyllische Palmenkulisse im Hintergrund wie Imme Beccard, die den poetischen Ausflug mit der Aussicht auf ozeanische Weiten verbindet. Doch auch sie ließen sich von den poetischen Fantasien inspirieren, die sich in der digitalen Schreibwerkstatt unter der Leitung von Nicola Bongart entfalteten. Die Göttinger Dramaturgin, Autorin und Mitbegründerin des Spielraum e.V. wollte ursprünglich für die neun Teilnehmerinnen und ihre kreative Korrespondenz einen weiteren Anreiz schaffen und hatte dafür auch ehemalige Ensemblemitglieder des Deutschen und des jungen Theaters mobilisiert.

 

O-Ton 2, Nicola Bongart, 22 Sekunden

Macht einfach eine Zoom-Aufnahme von euch selbst. Das war ganz am Anfang so meine Idee und versucht, euch irgendwie mit diesem Text zu befassen. Wir machen das ganz puristisch. Und dann kamen zum Beispiel von Sonja Elena Schroeder gleich fünf Videos mit Aufnahmen vom Garten oder von ihr verfremdet. Und dann war plötzlich klar: Warum soll man sich so begrenzen, gerade weil es ihnen ja auch Spaß macht, dass ästhetisch alles möglich ist.“

-

Text intergrun

Eine Fülle kreativer Abenteuer mit Wortspielen, Gedankenbildern und poetischen Experimenten gab es bereits in der Anfangsphase des Projektes „ferienimkopf“, als Nicola Bongart ihre dichtenden Nachwuchsautorinnen auch mit ungewöhnlichen Impulsen zum Schreiben inspirierte. Sie bekam zwar auch Texte zum Lesen und Lektorieren, die bereits zuvor entstanden waren. Aber inspirierende Wirkung hatten vor allem die Aufgaben, die unter den Werkstattteilnehmerinnen nicht nur online kursierten sondern oft auch analog.

 

O-Ton 3, Nicola Bongart, 28 Sekunden

Was besonders gut ankam war alles, was postalisch war, also mit dem Postboten kam, Aufgaben, Postkarten. Ich habe zum Beispiel einen Glückskeks verschickt und dann sollten sie was machen mit dem Spruch in dem Glückskeks. Ich habe einen Anfang von einem Text vorgegeben, zum Beispiel einen, der heißt:„Irgendwann, Irgendwo, Irgendwas, Irgendwie“. Die sollten das vollenden, eine ganz einfache Übung. Aber trotzdem ist daraus auch eines der Kollektivgedichte geworden, die in dem Fall Andreas Klumpf umgesetzt hat.

 

O-Ton 4, Einspieler, „ferienimkopf“, 17 Sekunden

Irgendwie hab‘ ich Dich übersehen. Irgendwer hat aus Versehen irgendwann Deinen Platz eingenommen. Irgendwo haben wir uns wiedergefunden. Irgendwas hat uns, hat den Schmerz überwunden und zeigt uns die Leichtigkeit des Lebens“

 

Text

Gedichtet, gereimt und gerappt wurde in dieser digitalen Schreibwerkstatt dann auch nicht nur am Bildschirm oder auf Papier. Bongart schickte die Teilnehmerinnen auf poetische Wanderschaften und auf Stoffsuche in der Stadt, damit immer genug Material für die gemeinsame Ideenwerkstatt zur Verfügung stand.

 

 

 

O-Ton Nicola Bonart, 24 Sekunden

Wir haben sie bewogen, eine Wegbeschreibung zu schreiben, innerhalb von Göttingen, wo jemand hinfahren könnte, wo ein besonders toller Platz ist, um zu schreiben, ein hässlicher, ein toller, ein romantischer, wie auch immer. Und dann habe ich diese Wegbeschreibungen untereinander verteilt. Und dann gab es ganz viele super überraschende Ergebnisse.“

 

Text

Zum Materialfundus gehörten auch Songtexte, mit denen experimentiert und improvisiert wurde. Weitere musikalische Motive stifteten auch die Schauspieler für eine Reihe von Gedichten bei den Videoaufnahmen für die Website „sommerimkopf“. Für den Titel ihres digitalen Werkstattprojektes hatte sich Bongard von dem Musiker und Theatermacher André Heller und seinem Song „die wahren Abenteuer sind im Kopf“ inspirieren lassen. Sie hat natürlich ebenfalls weitere Abenteuer im Kopf und plant bereits die nächste literarische Werkstatt. In der können die jungen Schreibtalente ihre Texte gemeinsam mit den Schauspielern für eine Videoaufnahme bearbeiten um sich dabei auch in der Dramaturgie und beim Regie führen erstmals zu erproben.