Die Magie des Mondlichts – Filmrezension „Moonlight“
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Emilia Kröger |
Datum: | |
Dauer: | 03:36 Minuten bisher gehört: 99 |
Manuskript
Coming-of-Age, das ist ein Genre, welches Filme beschreibt, die das Heranwachsen thematisieren. Die Phase der Jugend und all die Fragen, die Menschen in diesem Alter beschäftigten, werden also in Coming-of-Age-Filmen behandelt. So weit – so einfach. Komplizierter wird es jedoch, wenn es darum geht, diese Fragen oder Themen, die Jugendliche beschäftigen, auszuformulieren. Die Identitätssuche könnte vielleicht etwas sein, dass junge Erwachsene beschäftigt, oder Sexualität und Freundschaft. Aber all diese Fragen stellen sich Jugendliche individuell so unterschiedlich, dass es schwerfällt alle Filme in einem Genre zusammenfassen. Auch der Film „Moonlight“ von Regisseur Barry Jenkins erzählt zwar vom Heranwachsen eines Jungen, und ist doch mehr als eine Geschichte über die Jugend. Denn der Protagonist Chiron wird schon als Kind mit Erlebnissen konfrontiert, die andere ihr Leben lang nicht erfahren müssen, wie zum Beispiel das Zusammenleben mit einer heroinabhängigen Mutter. Wir begleiten Chiron durch drei Phasen seines Lebens: als Kind, Jugendlichen und Erwachsenen. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist dabei immer angespannt, doch es gibt noch mehr was Chiron zu schaffen macht: Als Jugendlicher merkt er, dass er homosexuell ist, was ihn als Andersartigen, als Außenseiter in der Schule markiert. Obwohl all diese Themen so raumgreifend sind, gibt es im Film vergleichsweise wenig Dialoge, in denen Chiron über all das spricht. Das ist jedoch keine Schwäche, sondern durchaus eine Stärke des Films, da diese seltenen Gespräche umso aussagekräftiger sind. Zusammen mit passend eingesetzter Musik ist der Film als ein sehr atmosphärisches und berührendes Drama gelungen inszeniert. Auch die Kameraführung verdient ein Lob, da sie durch ungewohnte Perspektiven hervorsticht. In einer Schlüsselszene wird Chiron von seinem erwachsenen Freund Juan, einer Art Ersatz-Vater, das Schwimmen beigebracht. Die Kamera fängt das ganze auf Höhe des Wasserspiegels ein, was zusammen mit einer sehr nahen Einstellung zu dem Gefühl führt, unmittelbar neben Chiron im Wasser zu sein. Von seinem Vorbild Juan lernt Chiron jedoch nicht nur das Schwimmen, sondern auch viel über seine Identität als schwarzer Mann. Dass die Dialoge und die Bilder in „Moonlight“ so unter die Haut gehen, ist jedoch auch den ausgezeichneten Schauspielleistungen anzurechnen. Alle drei Darsteller von Protagonist Chiron in seinen drei Altersstufen schaffen es, eine Figur mit denselben Blicken und Gestiken zu spielen. Den neunjährigen Chiron spielt Alex Hibbert, als Jugendlicher wird er verkörpert von Ashton Sanders und als erwachsene Person von Trevante Rhodes. Doch auch Paula, die Mutter von Chiron, wird von Naomie Harris grandios gespielt, wofür sie genauso wie Mahershala Ali als Chirons Vorbild Juan, für einen Oscar als beste Nebendarstellerin beziehungsweise Nebendarsteller ausgezeichnet wurden. Überhaupt führen einem die Oscar-Nominierungen vor Augen, dass der Film auf ganzer Linie glänzt, da er in so ziemlich jeder Kategorie nominiert wurde. Der einzige Kritikpunkt, der da übrigbleibt, trifft die deutsche Synchronisation unter der Dialogregie von Antonia Ganz. Die deutschen Dialoge wirken hölzern und oft unpassend. Für alle, die die Magie erleben wollen, die von dem Film „Moonlight“ ausgeht, empfiehlt sich daher die englischsprachige Originalfassung.
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