Christvesper unter Corona-Bedingungen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Laura Stephan |
Datum: | |
Dauer: | 05:22 Minuten bisher gehört: 243 |
Manuskript
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An Heiligabend sind die Kirchen für gewöhnlich voll. Denn für viele ist der Kirchgang ein Ritual, der einfach dazu gehört. Heiligabend im Corona-Jahr 2020 – wie so vieles in diesem Jahr steht auch das Fest ganz im Zeichen der Pandemie. Dieses Jahr wird einiges anders werden: Der Abstand muss eingehalten werden, singen ist verboten und vieles mehr ist untersagt. Der Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Göttingen, Simon Hartung, hat vorab verraten, wie dort die Christvesper unter den erschwerten Herausforderungen ausschaut und was mit dem Krippenspiel passiert:
O-Ton 1 Simon Hartung 24 Sekunden
„Er sieht etwas digitaler aus, denn beispielsweise für Kinder gibt es ein Krippenspiel, aber das haben wir im Vorfeld schon aufgezeichnet. Ansonsten versuchen wir, möglichst die beliebten Elemente möglich zu machen. Das heißt, es wird auch einen Bläserchor geben bei uns. Allerdings im Innenhof und natürlich unter strengen Hygienevorschriften. Aber ansonsten, glaube ich, muss man auf nicht so viel verzichten.“
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Bei der Freien Evangelischen Gemeinde auf den Zietenterassen in Göttingen gibt es an Heiligabend demnach einen recht traditionellen Gottesdienst, bei dem nur wenig verändert wurde. Doch am wichtigsten ist wohl, dass alles unter strengsten Hygienevorschriften stattfindet. Die Nicolaigemeinde der evangelisch-lutherischen Kirche in Herzberg, hat sich dagegen etwas ganz anderes überlegt. Ihr war es wichtig, vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, in der Kirche die Geburt Jesu nachzuempfinden. Was genau die Besuchenden dort erleben, berichtet der Diakon der Gemeinde, Burkhard Brömme:
O-Ton 2, Burkhard Brömme, 40 Sekunden
„Wir machen stattdessen die Kirche auf, von 13 bis 18 Uhr. Und die Menschen, meistens die Familien bis zehn Personen, können einzeln durch die Kirche gehen und einen Weg zur Krippe machen. Wir haben verschiedene Plätze, an denen sie verweilen können, dann jeweils und sich den Weg nach Bethlehem so ein bisschen erarbeiten. Dauert ungefähr eine halbe Stunde und alle zehn Minuten kommt eine Familie in die Kirche und kann dann da durch gehen und dann ist auch immer ein guter Abstand zwischen den Familien in der Kirche. Wir haben das gemacht, weil wir das einfach nicht verantworten konnten, dass so viele Leute entweder in die Kirche kommen wollen, aber nicht dürfen, natürlich . Wir haben ja nur 75 Plätze frei, aber wollten es einfach ermöglichen, dass ganz viele Familien Kirche einfach auch in die Kirche gehen können.“
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In Herzberg entfällt also der 16 Uhr Gottesdienst, dafür können sich Interessierte auf eine ganz besondere Reise begeben. Eine Erlebnisreise durch die Heilsgeschichte wie auch eine Christvesper benötigt selbst in Jahren ohne Corona viel Vorbereitungszeit. Das katholische Dekanat in Göttingen hat sich schon früh mit seinen Gemeinden in der Stadt zusammengesetzt, um diesen Heiligabend zu planen. Carolin Herbke aus dem Leitungsteam der katholischen Gemeinde St. Godehard lässt Revue passieren, wie bei der Planung vorgegangen wurde:
O-Ton 3, Carolin Herbke, 23 Sekunden
„Wir haben uns schon seit Ende August mehrmals getroffen. Wir haben uns zusammengesetzt, überlegt, was wir machen könnten. Dann hat jeder in seiner Gemeinde abgesprochen, was möglich ist oder was die Gemeinde auch leisten kann anzubieten. Dann wurde eben so ein bisschen aufgeteilt, worauf jeder seinen Schwerpunkt so legen möchte, und jetzt so seit Ende Oktober planen halt jede Pfarrei für sich und konkretisiert halt ihre Angebote. Und das wird eben zusammengetragen auf dieser Homepage, die dann alle Angebote vereint.“
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In der katholischen Kirche Göttingen wird es an Heiligabend übrigens über 30 Gottesdienste unterschiedlichster Formate geben. Unter anderem gibt es einen Outdoorgottesdienst, an dem Jugendliche für Jugendliche ein „Wort-Gottes-Feuer“ errichten. Ähnlich wie in Herzberg gibt es auch in der St. Godehard-Gemeinde die Möglichkeit, das Weihnachtsevangelium nachzuerleben. Auch über die Menschen, die nicht in die Öffentlichkeit möchten oder können und die auch nicht digital gut aufgestellt sind, wurde sich im Vorfeld Gedanken gemacht. Herbke erzählt, wie die katholische Kirche Göttingen die Einsamkeit minimieren möchte:
O-Ton 4, Carolin Herbke, 38 Sekunden
„Es gibt ja Fernsehgottesdienste, Radiogottesdienste. Aber vielen Menschen ist es ja auch wichtig, gerade Kontakt zu ihrer Gemeinde zu haben oder mit ihrer Gemeinde verbunden zu sein an Weihnachten. Wir aus unserer Pfarrei haben uns deshalb eine Aktion von Gemeinde für Gemeinde überlegt und haben die genannt „Miteinander füreinander“. Haben zusammen mit der Godehardschule, mit der Katholischen Grundschule, eine Paketaktion gestartet. Kinder haben was gebastelt, Vorlagen für Hausgottesdienste zusammengesucht und noch ein paar Überraschungen mehr, die ich jetzt nicht verraten möchte. Und so ein Päckchen können sich die Menschen aus der Gemeinde dann nach Hause bestellen und wir bringen das persönlich vorbei und so sind wir dann eben als Gemeinde trotz allem verbunden, auch wenn wir vielleicht nicht am selben Ort Weihnachten feiern.“
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In der Nicolaigemeinde in Herzberg wiederum gibt es seit März sogenannte Nicolai-Engel, die für Menschen während der vergangenen Monate als Gesprächspartner zur Verfügung standen und ihnen ein wenig Gemeinschaft ermöglichten. Diese sollen auch über die Festtage im Einsatz sein. Und alle jungen Gläubigen sind aufgerufen, ihren älteren Verwandten eine kleine Einweisung in die digitale Welt zu geben, damit beispielsweise die Großeltern wenigstens per Video am Geschehen teilnehmen können. Es ist also ein Fest wie es womöglich noch keiner erlebt hat – zu Hause wie auch bei den Gottesdiensten. Der Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Göttingen, Hartung, sieht einen großen Unterschied zu den vergangenen Jahren:
O-Ton 5, Simon Hartung, 27 Sekunden
„Vor allen Dingen was die Besucher betrifft, denn die sitzen natürlich auf Abstand. Die werden einen Mund-Nasen-Schutz tragen und die werden das Hygienekonzept beachten müssen. Und das ist natürlich ein großer Unterschied und in der ganzen Atmosphäre wird es anders ablaufen, aber wir hoffen durch ein paar Elemente, dass es gemütlich sein wird und nicht allzu viel verloren geht von einer, ja irgendwie heiligen Atmosphäre, die wir Weihnachten ja gerne genießen.“
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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