Ausblick auf den Göttinger Literaturherbst
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Laura Stephan |
Datum: | |
Dauer: | 04:32 Minuten bisher gehört: 128 |
Manuskript
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Wie für die ganze Kulturbranche ist es auch für die Literaturfestivals kein einfaches Jahr. Eines der größten Literaturfestivals Deutschlands, die „Lit.Cologne“ musste im März viele Veranstaltungen absagen beziehungsweise auf den Herbst verschieben. Auch die Organisatoren des „Göttinger Literaturherbst“ standen vor großen Herausforderungen. Das Platzangebot beträgt lediglich 15 bis 18 Prozent der eigentlichen Kapazität und die Frage nach dem Virusgeschehen ist groß. Der Geschäftsführer des „Literaturherbst“ Johannes-Peter Herberhold über die größte Herausforderung:
O-Ton 1, Johannes-Peter Herberhold, 35 Sekunden
„Die größten Herausforderungen waren sicherlich ein Festival auf diesem Niveau, in der Größenordnung, parallel in ein Digitalformat zu verwandeln, in ein zusätzliches. Weil der technische Aufwand für so was einfach riesengroß ist, wir uns bisher hervorgetan haben durch ein tolles Programm, aber eben beim Literaturfestival häufig auch mit einfacher Technik. Das heißt man muss ein guten Ton und ein gutes Licht haben und dann hat man eigentlich die Veranstaltung schon im Kasten und wenn man das jetzt alles, quasi fernsehgerecht, auch den Zuschauern vielleicht in ganz Deutschland zugänglich machen will, dann ist es eine Herausforderung, die für unser kleines Festival sicher die größte war.“
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„On Air“ heißt das Digitalangebot des „Literaturherbst“. Dieses Format ist einzigartig in Deutschland, weder die „Lit.Cologone“ noch das „Harbourfront Festival“ in Hamburg haben ein solches Angebot. Was versprechen sich die Veranstalter davon? Dazu Johannes-Peter Herberhold:
O-Ton 2, Johannes-Peter Herberhold, 36 Sekunden
„Wir versprechen uns davon, dass wir den Besuchern oder den Besucherinnen, die dieses Jahr nicht zum Festival kommen können, wegen der Abstands-und Hygienebestimmungen bei der Veranstaltung, das wir denen trotzdem etwas bieten können. Wenn man über so viele Jahre mit dem Festival wächst und dann auch so ein treues Publikum hat, was irgendwo bei ca. 20.000 Personen gelegen hat in den letzten Jahren und dann auf einmal weiß, jetzt kann ich es nur für 2.500 oder 3.000 machen, wer soll denn eigentlich zu Hause bleiben und wer darf kommen? All diese Dinge treiben einen um als Festival. Und irgendwie wäre da so ein richtig fahler Nachgeschmack geblieben und das haben wir durch das „Literaturherbst On Air“ eigentlich ganz gut hinbekommen.“
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Göttingen ist Studentenstadt und auch an die Studierenden soll gedacht werden. Gab es in den Jahren zuvor freien Eintritt für Studierende bei Lesungen die nicht ausverkauft sind, so ist es dieses Jahr aufgrund der begrenzten Menge unmöglich. Johannes-Peter Herberhold und sein Team haben sich für alle angehenden Akademiker und Akademikerinnen etwas ganz besonderes ausgedacht.
O-Ton 3, Johannes-Peter Herberhold, 23 Sekunden
„Die haben seit Jahren beim Göttinger Literaturherbst freien Eintritt zu Veranstaltungen, die nicht ausverkauft sind, nun haben sie Veranstaltungen mit 50 Leuten, Weltstars treten auf im „Alten Rathaus“- selbstverständlich wird es ausverkauft sein. Da wäre das Ticket für Studierende einfach gar nichts wert gewesen und nun müssen die noch nicht einmal die 18 Euro bezahlen für das Festivalticket, sondern alle Studierenden der Universität Göttingen bekommen das On Air Ticket gratis.“
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Nicht alle können komplexe Texte verstehen oder gar das gesprochene Wort. Für diejenigen hat der „Literaturherbst“ vor fünf Jahren die Rubrik „Einfache Sprache“ ins Leben gerufen. Hier finden Lesungen in einfacher Sprache statt. In diesem Jahr wird zum ersten Mal das Thema Gebärdensprache/Gebärdenpoesie aufgenommen. Dazu der Geschäftsführer des „Göttinger Literaturherbst“:
O-Ton 4, Johannes-Peter Herberhold, 33 Sekunden
„Leute, wo man sagen würde, die sind der Literatur einfach ganz wahnsinnig fern, vor allem der Literaturveranstaltung, indem sie eben, zum Beispiel komplexe Texte nicht wirklich verstehen können, oder eben indem sie rein akustisch bestimmte Dinge nicht verstehen können, das ist natürlich beim Literaturfestival, wo sie mit Ton arbeiten, eine ganz schwierige Sache. Und dem haben wir uns vor einigen Jahren zugewandt und da gibt es immer mehr Anbieter und es gibt auch immer mehr Konsumenten in dem Bereich. Und das macht uns einfach ein Riesenspaß und da haben wir mit der „Aktion Mensch“ auch jemanden gefunden, der uns da regelmäßig unterstützt.“
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Literatur und ein Literaturfestival sind eben auch immer eine Momentaufnahme der Gegenwart. Aufgrund der weltweiten Reisewarnung sind in diesem Jahr vor allem nationale Autoren vertreten. Für viele Künstler ist dies eine der wenigen Gelegenheiten aufzutreten. Peter Maffay wird zum Beispiel am 30. Oktober ins Ballhaus in Duderstadt kommen und über sein Buch „Hier und Jetzt -Mein Bild von einer besseren Zukunft“ sprechen. Elke Heidenreich ist zum ersten Mal zu Gast beim Festival, Navid Kermani tritt gleich zweimal auf, Christian Berkel liest aus seinem neuen Roman „Ada“, und alle Babylon Berlin-Fans aufgepasst. Benno Fürmann tritt mit dem „Moka Efti Orchestra“ im P.S.Speicher Einbeck auf und liest aus Volker Kutschers Roman „Der nasse Fisch“.
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