Göttinger Verlag der Kunst öffnet seine Türen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Jakob Mansius |
Datum: | |
Dauer: | 04:17 Minuten bisher gehört: 222 |
Manuskript
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Mit Verlagen hat der Normalsterbliche eher weniger zutun. Umso interessanter ist es deshalb, dass der Göttinger Verlag der Kunst seine Türen geöffnet hat. Er ist noch jung, dafür aber sehr erfahren. 1988, damals noch unter dem Namen „SchwabScantechnik“, arbeitete das Unternehmen als Dienstleister für Verlage, Museen und Künstler. Um besser mit den Kunden arbeiten zu können und um die eigenen Ideen besser umzusetzen, wurde 2015 schließlich der Göttinger Verlag der Kunst gegründet. Der Verlag stellt sogenannte FineArtPrints her. Das sind hochwertige Druckerzeugnisse von originalen Kunstwerken. Unter der Aktion #verlagebesuchen hat er nun zur Führung durch die Verlagsräume eingeladen. Rund 60 Leute schauten sich bei einem Glas Wein in der Hand die Räumlichkeiten, Geräte und die aktuelle „IMFLURGALERIE“ an. Gert Schwab, Geschäftsführer des Verlags, erzählt, warum er zur Veranstaltung eingeladen hat:
O-Ton 1, Gert Schwab, 29 Sekunden
"Der Verlag, überhaupt alle drei Firmen, Galerie, Verlag, Scantechnik sind nicht sonderlich gut verortet hier in Göttingen. Wir haben immer sehr international gearbeitet und haben uns im Grunde nicht sehr um die Göttinger gekümmert. Wir versuchen jetzt ein bisschen nachzuholen und uns für unsere Heimatstadt zu öffnen. Ein anderer Grund: Die Kunst als solches, die natürlich immer das Bedürfnis hat Öffentlichkeit zu finden. Kunst ohne Öffentlichkeit ist nichts eigentlich."
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Ein Verlag ist vor allem für eins zuständig: Bücher zu produzieren und diese zu verkaufen. Bei der Kunst sei es aber schwieriger, erzählt Gert Schwab. In aller Regel seien Auflagen viel kleiner, weil eben auch die Fangemeinde kleiner sei. Deshalb sei auch die Veranstaltung so wichtig - etwa zum Austausch mit anderen Verlagen und Kollegen. Anfangs gab es im Verlag nur zwei bis drei veröffentliche Bücher, langsam etabliert er sich aber in der Szene. Mittlerweile gibt es über 10 Veröffentlichungen. Diese bestehen aus Kunst, Literatur, Fotografie und auch Satire. In den Verlagsräumen befindet sich auch die sogenannte „IMFLURGALERIE“. Künstlerin Hiltrud Esther Menz war auch vor Ort. Sie ist in der aktuellen Galerie „Unsere Göttinger“ vertreten. Vielen sei nicht klar, wie aufwändig die Arbeit der Verlage und Künstler sei. Frau Menz erzählt:
O-Ton 2, Hiltrud Esther Menz, 35 Sekunden
„Die Wertschätzung für ein Original sehen viele nicht. Dass auch der Preis eines Originals auch vergleichen wird mit einem Ikea-Poster, das man kaufen kann von einem bekannten Künstler, welches ja auch immer ein Abbild dessen ist und nicht das Werk an sich. Dass das dann natürlich auch einen Minimalpreis hat, in der heutigen Zeit, ist auch klar. Aber das ist denke ich schon eine Schwierigkeit, dass viele nicht sehen, wie so ein Werk entsteht und von was ein Künstler lebt. Dass der nicht jeden Tag, so wie acht Stunden Arbeit, ein Bild verkauft oder auch jeden Tag gleich gut oder gleich viel arbeitet. Da, denke ich, können sich viele nicht hineinversetzen.“
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Für Künstler sind Verlage also immer noch von großer Bedeutung. Die Technik, um Originale hochwertig zu einem Print zu machen, ist enorm aufwendig. Aber was ist eigentlich mit der Digitalisierung? Diese trifft viele Verlage schwer. Im Internet sind Inhalte oft kostenlos, finanziert durch Werbung. Außerdem können Künstler, Autoren und Journalisten auf Plattformen, wie Facebook, Ebay oder Amazon ihre Inhalte einfach und oft kostenlos präsentieren. Die Zielgruppen können so auch ohne Verlag erreicht werden. Für Gert Schwab ist die Digitalisierung in der Kunst ein schwieriges Thema:
O-Ton 3, Gert Schwab, 35 Sekunden
„Das ist insofern spannend, weil der Kunstbereich von der Digitalisierung noch gar nicht wirklich erfasst wurde. Das ist ein Bereich, der immer noch sehr traditionell mit Papier unterwegs ist, also im Printbereich unterwegs ist, weil Kunst sich natürlich schlecht eignet, entsprechende Präsentationen im Internet zu haben. Das fängt damit an, dass die Gerätschaften sehr unterschiedlich sind: Der eine guckt sich das auf dem Smartphone an, der nächste hat einen 30-Zoll Monitor irgendwo stehen. Deswegen: Aktuell ist die Digitalisierung überhaupt kein Thema.“
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In Zukunft, so Gert Schwab, müssen sich die Verlage und die Kunst neu erfinden. Das Kunstbuch müsse digital mehr bieten können, als in Printform. Er stellt sich ein Buch vor, dass interaktiv ist und das Digitale nutzt, um etwas Neues zu schaffen. Etwa mit Animationen, Videos und Audiomaterial. Es bleibt aber unklar, ob und wie die Kunst den Sprung ins Digitale meistert.
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